Warum dieser Blog?

Den Gedanken für einen kritischen Blog über Dänemark und den Umgang Dänemarks mit Ausländern habe ich schon seit drei Jahren. Nun wird aus diesem Gedanken dieser Blog. Er soll Menschen Hinweise bieten, die mit dem Gedanken spielen in Dänemark zu arbeiten und vielleicht dorthin zu ziehen.

Die Hinweise sind anhand der öffentlich zugänglichen Quellen recherchiert  und basieren außerdem auf vielen Erfahrungen, die ich in den letzten Jahren gewonnen habe. Natürlich sind sie rechtlich unverbindlich.

Und natürlich kann und wird es immer andere Erfahrungen geben, die jeder individuell betrachtet.

 

ellemann

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Der Däne macht dicht

Der Nordschleswiger.dk meldet, der dänische Folketing hat mit 77 Stimmen das auch international sehr umstrittene Gesetz L74 beschlossen. 24 Abgeordnete stimmten dagegen.

Durch das im Eilverfahren durchgepeitschte Gesetz sollen Beförderungsunternehmen im öffentlichen und privaten Personenverkehr zu Identitätskontrollen ihrer Fahrgäste gezwungen werden. Wer das Gesetz ignoriert erhält ein Strafverfahren und ein Bußgeld in Höhe von etwa 1600,00 Euro pro Person. Wirksam wird die Gesetzänderung zum 04. Januar 2016 weil sich die egoistischen Dänen davor fürchten, dass Schweden Grenzkontrollen einführt und die abgewiesenen Flüchtlinge dann in Dänemark Anträge auf Asyl stellen oder der dänische, glückselige Samfund für die Kosten der Unterkunft und Heimreise aufkommen muss, wenn nach der polizeilichen Taschenplünderung der Flüchtlinge nichts Verwertbares übrig bleibt.

Wohl deshalb erklärte die dänische Integrationsministerin Inger Støjberg von der Venstre sie könne jetzt schon sagen, dass natürlich die Kontrollen schon vor der dänischen Grenze auf deutschem Boden stattfinden müssen. Schön wenn Frau Støjberg derart egoistisch denkt, weil Dänemark mal wieder die Kosten für den Einsatz von Zoll und Polizei zu teuer sind und deshalb doch die Deutschen gefälligst dafür aufkommen sollen.

Vielleicht denkt Frau Støjberg einmal daran, wieviel Dänen im Handel mit dem Ausland und vor allem Deutschland verdienen und damit durch Steuereinnahmen auch der Staat. Dänemark sollte bedenken, dass wir nicht auf Dänen angewiesen sind, umgekehrt aber schon.

Die SHZ meldete am 10. Dezember 2015 unter der Überschrift „Zug, Bus, Fähre: endstation dänische Grenze“ dass die dänischen Beförderungsunternehmen mit einem Betriebsstopp für Fahrten aus Deutschland drohen.

„Die Dänischen Staatsbahnen (DSB) tun dies sogar Schwarz auf Weiß. In der schriftlichen Anhörung zum Gesetz erklärt der Staatskonzern: Als öffentliches Unternehmen könne man nicht riskieren, in Konflikt mit Gesetzen zu geraten. Für den Fall, dass sich eine Stimmenmehrheit findet, heißt es: „Dann sieht sich DSB genötigt, mit dem Verkehrsministerium und unseren Vertragspartnern in Schweden und Deutschland in einen Dialog einzutreten, um den grenzüberschreitenden Verkehr vorübergehend einzustellen,“ schreibt die SHZ.

Damit entsteht eine Situation die es noch nie gab. Dem Bahn- und Busverkehr droht die Einstellung, weil der Dänische Staat den Mitarbeitern der Beförderungsunternehmen die Last und Verantwortung der Grenzkontrollen auf Kosten der Beförderer aufzwingt.

Ich zitiere an dieser Stelle eine Presseerklärung der SPD Landtagsfraktion in Schleswig-Holstein, die meiner Meinung nach die Sache trifft:

„Verabschiedet sich Dänemark von der grenzenlosen EU?

Zu den Plänen Dänemarks, Grenzkontrollen einzuführen, erklärt die Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion für deutsch-dänische Zusammenarbeit, Birte Pauls:

Das Vorhaben der dänischen Regierung, von Personentransportunternehmen zu fordern, dass sie nur Menschen mit gültigen Papieren die Grenze nach Dänemark passieren lassen, kritisiere ich scharf. Dänemark ist zwar in seinem Selbstverständnis eine Insel der Glückseligen, aber diese sind nicht alleine auf der Welt. Unsere gute Nachbarschaft lebt vom Dialog und ist geprägt von der Selbstverständlichkeit täglicher Mobilität und von Begegnungen über die Grenzen hinweg. Nicht zu vergessen: Mobilität ist Voraussetzung auch für wirtschaftliche Zusammenarbeit. Alle Beteuerungen, das Gesetz sei nur eine Vorbereitung auf den „Notfall“, sind unglaubwürdig, wenn man die Abschottungspolitik Dänemarks gegenüber Ausländern und insbesondere gegen Flüchtlinge betrachtet.

Sollte das dänische Folketing den Vorschlägen der Regierung zustimmen, sind unsere mühsam erarbeiteten grenzüberschreitenden Errungenschaften in Sachen Kultur, Bildung und Arbeitsmarkt hinfällig. Was ist das für ein Signal für ein grenzenloses Europa?

Das richtige Zeichen in schwierigen Zeiten wäre in Europa und unter Nachbarn eher, näher zusammenzurücken und Grenzen zu öffnen, statt Grenzwälle oder -zäune aufzubauen und scharfe Kontrollen einzuführen. Dänemark sollte sich nicht von der europäischen Idee des Zusammenhalts und der Union ohne Grenzen verabschieden.“

Wenn alles so kommt wie es momentan den Anschein erweckt, hat die rechte Dansk Folkeparti ihre Forderung zu geschlossenen Grenzen doch noch durchgesetzt, wenn auch durch die Hintertür.

 

 

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Folketing Wahl 2015

Ein Artikel über des Dänen politische Wünsche aus dem Nordschleswiger.dk vom 15. Mai 2015

56 Prozent der Venstre Wähler fordern laut einer Gallup Umfrage eine Koalition mit der nationalkonservativen Danks Folkeparti (DF), wenn es bei der nächsten Folketing Wahl für eine Alleinregierung nicht reichen sollte.

http://www.nordschleswiger.dk/news.4460.aspx?newscatid=46&newsid=80081&h=

Dazu dann passend aus dem Nordschleswiger.dk vom 15.Mai 2015 folgender Artikel, den ich hier der Einfachheit verlinke:

http://www.nordschleswiger.dk/news.4460.aspx?newscatid=46&newsid=80081&h=

„Folkemødet“ auf Bornholm wird zum Schaulaufen Rechtsextremer

Und das sagt Wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/Chrysi_Avgi

Hier gibt es Infos zum trykkefrihedsselskabet, die den holländischen Rechtsextremen Geert Wilders und den ebenfalls rechtsextremen Georgios Epitideios von der griechischen Goldene Morgenröte eingeladen haben, um mit den beiden Herrschaften zu diskutieren. Mit dabei auch die dänischen Rechtsextremen von der Danskernes Parti, die vorschlug Epitideios einzuladen.

http://projektantifa.dk/nyheder/article/trykkefrihedsselskabet-og-df

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Sendepause

Was ist geschehen? Ich habe in den vergangenen Monaten kaum die Muße gehabt, im Blog etwas Neues zu schreiben. Eine Schreibblockade wäre die falsche Formulierung. Eher lag es daran, dass einfach zu viel geschehen war, im Lande Dänemark. Anfang Oktober 2014 erkrankte meine Frau psychisch. Der auf ihr lastende Druck wurde immer größer, die Unsicherheit, wie die Ausbildung fortgeführt werden konnte, dann die vollkommen ungeklärte Wohnungssituation und letztlich der wirtschaftliche Druck forderten ihren Tribut.

Der Arbeitgeber zahlte noch bis Ende des Monats das Gehalt, dann lief der Ausbildungsvertrag ohne Worte und ohne Zukunft aus. Meine Frau fiel in ein immens tiefes Loch. Sie suchte Hilfe bei ihrer Hausärztin und wurde trotz der massiven psychischen Probleme nicht behandelt. Lediglich ein Tennisarm wurde diagnostiziert. Das war es. Psychologische Hilfe gab es nicht. Die Ärztin empfahl ihr eine Selbsthilfegruppe in Aabenraa oder eine telefonische Krisenberatung und wünschte viel Glück.

Das Glück brauchte meine Frau in den nächsten Monaten fast stündlich im Umgang mit dem dänischen Staat. Da sie zu wenig verdiente, konnte sie nicht in die dänische Arbeitslosenversicherung einzahlen und wurde mit dem Ende ihres ersten praktischen Lehrjahres zur Kontanthjælpempfängerin. Zumindest dem Gesetz und auf dem Papier nach.

Denn die Kommune Sonderborg forderte als erstes den Nachweis des rechtmäßigen Aufenthalts in Dänemark von meiner Frau. Sie hatte zwar gut 37 Prozent Steuern in Dänemark bezahlt, aber wenn der Däne zahlen soll, öffnet er die Trickkiste um sich vor der Zahlung zu drücken. Nun ist es aber per Gesetz so, dass jeder EU Bürger der in Dänemark arbeitet und dort auch Steuern zahlt seinen Status als Arbeitnehmer, der den Aufenthalt begründet, für einen bestimmten Zeitraum nach der Beendigung des Arbeitsverhältnisses behält. Dies war im Falle meiner Frau auch so, nur die Kommune versteckte sich hinter ihrer Zahlungspflicht und ließ den Status prüfen. Man hatte wohl im Hinterkopf, dass der der EU Bürger das Land eben verlassen muss, wenn er kein Geld für seine Lebensmittel oder seine Unterkunft hat. Und da lediglich ein Vermögen von 10.000 Kronen zulässig ist, kommt man schneller in die Situation einer kalten Abschiebung als einem lieb ist.

Warum die Verwaltung meine Frau nicht im Rahmen des im Gesetz so gut formulierten vejlednings, so in etwa der deutschen Sachbearbeitung gleichzusetzen, darauf hinwies, dass bei Krankheit sygedagepenge beantragt werden muss, ist mir schleierhaft. Außer man betrachtet die Laufzeiten der beiden Sozialleistungen. Bei kontanthjælp hätte der dänische Staat nur bis zum Ende des Status als Arbeitnehmer, in ihrem Fall sechs Monate, zahlen müssen. Bei sygedagepenge bis zu einem Jahr oder länger.

Aber nicht nur hier verlief die Sachbearbeitung dänischer Kommunen in einem vollkommenen Desaster. Im dänischen Sozialgesetz gibt es einen Paragraphen 34, særlig støtte und enkelt ydelse. Bei der Antragstellung hat der Sachbearbeiter den Leistungsempfänger im Rahmen des vejlednings auf alle ihm zustehenden Leistungen und Maßnahmen hinzuweisen. Weder die Kommune Sonderborg noch später Aabenraa haben dies auch nur im Ansatz getan. Hätten wir nicht das Gesetz und die Verordnungen hoch und runter gelesen, hätten die Dänen fast alle Leistungen außerhalb des kontanthjælp einfach unter den Tisch gekehrt. Dabei ist ein Verstoß gegen die vejlednings Pflicht ein Dienstpflichtvergehen.

Meine Frau musste jede einzelne ihrer zustehenden Leistung mit dem Hinweis auf das Gesetz beantragen. Im Ergebnis hat die Sachbearbeitung die Höhe der Leistung noch falsch berechnet.

In diesem Zusammenhang kann ich jedem nur das Kontanthjælpshåndbogen 2014 von Erik Jappe aus dem Bogforlaget Frydenlund dringend zur Lektüre empfehlen. Dieses Buch gibt es in vielen dänischen Büchereien zum Ausleihen. Von der Kommune ist keine Hilfe zu erwarten. Hier leben Kommunen den Geiz ist Geil auf Kosten der Leistungsempfänger vollkommen rücksichtslos aus.

Rechnen ist nicht des Dänen Sache

Ich habe mir die Berechnung der særlig støtte im Fall meiner Frau genauer angesehen. Es ist schon erstaunlich, dass es nicht einmal einen Bescheid über die Höhe und Zusammensetzung der Leistung gibt. Lediglich die Zahlung eines Betrages taucht auf dem Konto auf. Nichts schriftlich verwertbares, auch nicht auf Nachfrage.

Aber zum Glück gibt es Tabellenkalkulationsprogramme. Ich habe auf den Tag genau die Forderung nach dem Paragraphen 34 ausgerechnet. In der Summe führte die Tabelle zu einer ordentlichen Nachzahlung. Aber halt, so einfach geht das bei Dänen nicht. Erst reagiert er gar nicht, geht sozusagen in Deckung. Dann ignoriert er alles und erst wenn der Druck hoch genug wird, beginnt er sehr langsam sich zu bewegen. Die Bewegung kam in Form einer Beschwerde an die Vertretung der EU in Dänemark, an die wir uns gewandt hatten.

Plötzlich konnten die Dänen wieselflink arbeiten. Es gab einen Gesprächstermin, in dem die Sachbearbeiterin gleich zu Beginn meiner Frau sagte, sie habe mit der Berechnung vollkommen recht gehabt. Und jetzt wird es wirklich interessant:“ Unsere Kunden sind nicht in der Lage das auszurechnen. Und ich könnte das auch nicht“, gestand die Sachbearbeiterin, sichtlich froh, dass meine Frau in eine andere Kommune ziehen wollte. Die Tabelle haben die Dänen bei der Gelegenheit gleich „einkassiert“.

Menschen sind bekanntlich offen für Hoffnungen. Aber wie heißt es im Volksmund so schön: Die Hoffnung stirbt zu Letzt.

Das Aabenraa Desaster

Der Umzug meiner Frau in die Kommune Aabenraa verlief anfangs recht unspektakulär. Sonderborg Kommune zahlte freiwillig und ohne Anträge die erste Hausmiete nebst der Mietsicherheit, die dänische Vermieter so gerne unterschlagen. Meine Frau stellte in Aabenraa, nach einem nicht erfolgtem vejledning, einen neuen Antrag auf kontanthjælp, in der Hoffnung dass die neue Kommune ihre Akte bei der Alten anfordert und endlich Ruhe in die Sache einkehren könne, damit sie sich voll und ganz auf die Suche nach einem neuen Ausbildungsplatz begeben könne. Wieder kein Hinweis auf sygedagepenge, obwohl sie die Sachbearbeiter in Aabenraa auf ihre Burnouts und psychischen Probleme hinwies. O-Ton einer Sachbearbeiterin:“ Du siehst nicht krank aus, damit bist Du gesund“! Die Sachbearbeiterin wollte keine Stellung nehmen, ob sie eine fundierte medizinische und psychologische Ausbildung absolviert hatte, die sie zu solch einer Aussage qualifizierte.

Wieder keine Hinweise auf spezielle Leistungen wie der Paragraph 34 und die enkelt ydelser. So stellte sie selbst einen Antrag auf die Leistungen, da sie von ihrem kontanthjælp nicht in der Lage war, die erhöhten Mietausgaben und Nebenkosten zu tragen.

In der Zwischenzeit verlangte die Kommune wieder einmal den Nachweis des legalen Aufenthalts. Als der vorlag, versuchte man mit dem Hinweis auf meine unterhaltsmäßige Fürsorgeverpflichtung den Antrag abzuweisen. Da ich nicht in Dänemark lebe und das auch niemals vorhabe, teilten wir dies den Dänen per Mail mit. Dazu noch einen Steuerbescheid aus dem letzten Jahr.

Normalerweise sollte man denken, Sachbearbeiter in einer Kommune müssen wenigstens über ein geringes Maß an geistigem Potential verfügen. Meine Frau schien an eines der Exemplare geraten zu sein, bei dem dieses Maß vollständig fehlte. Oder war es der in Dänemark grassierende Rassismus und die ausufernde Ausländerfeindlichkeit, die die gute Dame dazu bewog den Antrag abzuweisen, weil im Rahmen der wenigstens durchgeführten Anhörung des Antragstellers, dieser nichts vorgetragen hatte. Meine Frau konnte den Mailverkehr nachweisen und es stellte sich heraus, dass die dänische Sachbearbeiterin die Mail-Anlagen nicht einmal bemerkt hatte. So einfach machen sich das Dänen. Das meine Frau Anfang des Jahres nur einen Teil der Miete zahlen konnte, weil der Antrag auf Paragraph 34 abgewiesen wurde, weil der Däne zu dumm oder zu faul oder zu ausländerfeindlich war und sich an der Diskriminierung ergötze, war der Verwaltung vollkommen egal. Und damit sind wir wieder bei der kalten Abschiebung. Kein Geld, keine Wohnung, kein Aufenthalt gleich wir Dänen sparen unsere Samfund-Kronen.

Meine Frau schrieb wieder einen Widerspruch. Der unbeantwortet blieb. Sie versuchte in der Verwaltung selbst den zuständigen Sachbearbeiter zu sprechen. Die Auskunft der Verwaltung:“ Es sei in der Kommune Aabenraa unmöglich den Sachbearbeiter persönlich zu sprechen“. Im Gesetz steht jedoch was ganz anderes.

Gegen Ende Januar zahlte die Kommune wieder nur die Leistungen für Kontanthjælp. Die Leistungen für die erhöhten Mietausgaben nach Paragraph 34 fehlten abermals gänzlich. Wieder schrieb sie einen Widerspruch. Bis heute hat sie auf ihre Widersprüche keine Antwort erhalten. Obwohl per Gesetz geregelt ist, dass innerhalb von vier Wochen die Sache bearbeitet werden muss.

In der Zwischenzeit versuchte man ein anderes, neues Spiel um die ausländische Querulation zu entsorgen. Die Kommune behauptete sie habe meiner Frau eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch zu einem nyttteindsats digital übermittelt. Dazu muss man wissen, dass in Dänemark der Staat ausschließlich digital mit seinen Bürgern kommuniziert. Gibt es Post in der EBoks erhält man eine Mail, loggt sich ein und lädt das Dokument herunter. Das Kommunale System vermerkt dann das Schreiben als zugestellt.

Nur waren diese Mail und das dazu gehörende Schreiben nie angekommen. Natürlich stellte man sofort wegen einer erheblichen Pflichtverletzung die Leistungen ein.

Genau hier haperte es. Meine Frau ging zum Jobcenter und stellte die Dänen zur Rede. Die unfreundliche Mitarbeiterin druckte unwillig einen Screenshot aus. Wir haben im Internet die Bedienungsanleitung zur kommunalen Software gefunden. Und siehe da: die Zeilen über die erfolgreiche Zustellung waren ausgeblendet. Zudem war laut dem Ausdruck nur ein leeres Blatt ausgedruckt worden. Ich zweifle stark daran, dass ein so wichtiges Dokument als leeres Blatt in die digitale Akte des Kunden wandert.

Meine Frau schrieb also den Widerspruch Nummer drei. Ebenfalls unbeantwortet. Während des Gesprächs legte die Sachbearbeiterin ihr ein Schreiben vor, dass sie zu unterzeichnen hätte, sonst drohten weitere Sanktionen. Meine Frau bat darum, ihr das Schreiben auf Deutsch zu erklären. Denn ein Dänischkurs war ihr in den Jahren von allen Kommunen verweigert worden. Der aufmerksame Leser ahnt schon die nächsten Zeilen: Obwohl das dänische Einwanderungsgesetz etwas anderes sagt. Wir wissen ja, der Däne spart gerne wo er kann, so lange es ihn nicht selbst trifft.

Die Sachbearbeiterin schrie meine Frau grob auf Dänisch an und erhöhte den Druck. Gut, dass sie nicht alles verstand. Schließlich zwang sie meine Frau zu unterschreiben was sie nicht verstand, sonst würden ihr die Leistungen grundsätzlich aberkannt.

Der Inhalt des Schreibens rechtfertigte kaum die Reaktion der Sachbearbeiterin. Meine Frau sollte sich an einem bestimmten Termin zu einen Gespräch bei einer kommunalen Stelle einfinden, die den nytteindsats der Leistungsempfänger koordiniert.

Zwangsarbeit für den Samfund

Der nytteindsats ist im Grunde nichts anderes als Zwangsarbeit ohne Entlohnung für einen Zeitraum von sechs Wochen. Hat man Fahrtkosten, so die Kommune, werden sie nicht erstattet. Die Arbeiten die man ausführen muss sind in der Regel einfachst, wie zum Beispiel die Rinnsteine oder den Strand reinigen. Die Kommunen sparen sich die Kosten der eigenen Mitarbeiter oder der Fremdfirmen und nehmen Kontanthjælpempfänger. Ein wenig wie in Deutschland die 1 Euro Jobs, nur eben dass man nichts verdient und auf den Kosten auch noch sitzen bleibt. Dafür bekommt man dann eine Warnweste mit der Aufschrift nytteindsats, damit jeder Däne auch weiß, dass er einen Kontanhjælpempfänger vor sich hat, den Dänen gerne als Sozialschmarotzer diskriminieren. So gesehen in Sonderborg.

Wir haben im Januar sehr oft miteinander gesprochen. Die Lage auf dem Ausbildungsmarkt wurde immer schlechter. Ausbildungsplätze als Gemüsegärtner wurden fast in Edelmetall aufgewogen. Dann die Frage der Entlohnung. Mit einem normalen Auszubildendengehalt kann man in Dänemark nicht einmal überleben. Voksenenløn auf Basis eines Unfachgelernten zahlt kaum ein Ausbildungsbetrieb. Dann noch die fehlende psychische Behandlung. Und wo sollte sie wohnen?

Verzichten wir auf Details. Anfang Februar wäre sie obdachlos geworden. Die anfangs freundliche Vermieterin zeigte ihr wahres dänisches Gesicht und forderte entweder die Miete oder die Räumung. Rechtlich zwar in Ordnung, weil bei geschuldeter Miete nach zwei Wochen der Vermieter fristlos kündigen kann. Doch wenn die Kommune weiterhin ihre Blockadehaltung aufrecht halten würde, wäre keine tragbare Lösung in Sicht. Selbstredend erhielt sie natürlich keine Hilfe von der Kommune, die per Gesetz verpflichtet ist, alles zu unternehmen damit ein Bürger nicht obdachlos wird.

Bis heute sind drei ordentlich gestellte Widersprüche unbeantwortet geblieben. Von der Erstattung der Kosten ganz zu schweigen. Die Vermieterin hat die Mietsicherheit einkassiert und vermietet die Wohnung nun als Ferienwohnung, weil sie, wie in einer Mail geschrieben, so noch viel mehr Geld machen kann. Geld das Dänen auf Grund ihrer enormen Schulden wohl dringend brauchen. Egal ob legal oder illegal.

In diesem Zusammenhang lernten wir eine uns schon bekannte, andere juristische Eigenschaft kennen, die uns aus einem anderen Zusammenhang gut in Erinnerung war. In solch einer Konstellation sucht man natürlich Rat und Hilfe bei Profis. Sicherlich kann man Gesetze und Verordnungen lesen, doch kommt irgendwann der Zeitpunkt zu dem eine Sache sich festfährt und man juristische Wege einschlagen muss um sie wieder fort zu bewegen.

Im Internet findet man bei der dänischen Anwaltskammer eine Liste mit auf Sozialrecht spezialisierten Advokaten. Die Liste ist recht kurz. Ein Jurist klärte uns auf, warum sich kaum ein Rechtsanwalt mit der sozialrechtlichen Problematik beschäftigt. In Dänemark sieht die juristische Ausbildung Vorlesungen in Sozialrecht nicht vor. Wer sich darauf spezialisiert macht das quasi learning by doing. Und nun kommt eine spannende Sichtweise, ganz dänisch. Die Prozesskostenhilfe (fri prozess) greift nur bei Gerichtsprozessen. Benötigt man vorher juristischen Beistand, zum Beispiel in verwaltungsrechtlichen Verfahren oder gegenüber dem Jobcenter, muss man die Kosten selbst tragen. Da kommen schnell einmal 7000 Kronen als Kostenvorschuss zusammen. Ein anwaltlicher Beistand kann auch durchaus 20.000 Kronen kosten. Die Sozialleistungen zahlende Kommune argumentiert dann gerne, eine Hilfebedürftigkeit liege nicht vor, da man ja den Advokaten bezahlen konnte und streicht erst einmal das kontanthjælp. Paradox, aber das weiß die Kommune und springt entsprechend mit ihrem Gegenüber um, das sich vermeintlich nicht wehren kann.

Die landesweit angebotene gratis retshjælp ist meistens nicht genug spezialisiert und rät oft man möge das Gespräch mit dem Sachbearbeiter suchen. Doch wenn dieser nicht gesprächsbereit ist?

Wir haben in Dänemark die Erfahrung gemacht, dass man sich nur im Kreis dreht und in der Sache nicht weiter kommt. Das geht Dänen ebenso und viele Dänen benützen dieses Wissen, um sich Vorteile zu verschaffen.

This is the end

Vor fast einem Jahr genau, stand die Zukunft in Dänemark schon einmal auf dem Prüfstand. Doch da hatte meine Frau noch ihr erstes praktisches Ausbildungsjahr und ein Ziel vor Augen. Jetzt ist sie krank, finanzielle Reserven erschöpft und auch das Ziel hat sich Dank der Dänen in Luft aufgelöst. Mir fällt bei der ganzen Geschichte nur ein Wort ein: düpiert!

Mittlerweile wurde meine Frau amtlich abgemeldet. In digitalen Dokumenten taucht der Hinweis auf, sie habe das Land verlassen. Ein interessanter Hinweis, denn damit verliert meine Frau ihren Status als Arbeitnehmerin und die daraus resultierenden Ansprüche. Danke Dänemark!

Aber ganz so einfach entlasse ich die Dänen nicht aus ihrer Verantwortung. Im Anschluss an diese Zeilen, widme ich mich einem neuen Thema. Nach einer Beschwerde beim dänischen ankestyrelsen werden wir eine Beschwerde gegen Dänemark vor der Europäischen Kommission wegen schwerer Diskriminierung eines EU Bürgers einbringen. Und wenn es sein muss, landet die Sache vor dem europäischen Gerichtshof.

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Dansk Folkeparti – die ewig gestrigen

Heute las ich im Nordschleswiger einen Artikel über eine Dänin, die gegen den Stadtrat Peter Kofod Poulsen aus Hadersleben einen Strafantrag wegen Rassismus gestellt hat. Poulsen sitzt für die rechtspopuläre Dansk Folkeparti im Stadtparlament und der Region. Auf seiner Webseite fordert er die Einführung der Grenzkontrollen. Soweit an sich harmlos.

Über ein Kontaktformular ruft er Dänen dazu auf, ihre Erfahrungen mit Osteuropäern zu schildern. Auch noch im Rahmen, wenn er den rechten Murks in seinem Klo aufhängt. Aber das Video des guten „Kameraden“ hat es doch in sich. Ich habe den Text mal ins Deutsche übersetzt:

„Mein Name ist Peter Kofod Poulsen. Ich kämpfe dafür, dass Grenzkontrollen wieder eingeführt werden.

Für die Regierung, die EU und die ganzen Experten spielen Grenzkontrollen keine Rolle für unsere Sicherheit. Aber die machen einen Fehler. Tatsache ist doch, wir werden die ganze Zeit überwacht und das hat einen großen Effekt. Jedes Mal wenn wir über die Store-Belt Brücke fahren, geht eine Schranke runter, bis man bezahlt. Jedes Mal wenn man Politiker an ihrem eigenen Arbeitsplatz in Christiansborg besucht, wird man mit Metalldetektoren kontrolliert, muss die Schuhe ausziehen und den Gürtel ablegen, nur wenn man in die Tür kommt, weil dass das Haus der Demokratie und des Wählers ist. Das sind unsere Diener die dort sitzen und arbeiten. Offensichtlich ist es wichtiger dort zu kontrollieren, auch wenn die Kontrollen, wie sie selbst sagen keine Bedeutung haben. Aber wer beschützt die Hunderttausend und Millionen von Dänen, die täglich arbeiten um unser gutes Land besser zu machen?

Die Grenzkontrollen haben offenbar keinen Effekt an den Grenzen. So finden wir Menschen die über die Grenzen kommen, die keinen positiven Beitrag leisten, die nur wünschen unser Heim zu plündern und unsere Sicherheit bedrohen“.

Etwas weiter unten in der Seite, wo man weniger hin scrollt findet man dann den Hinweis: es finden sich gewiss auch Osteuropäer, die einen positiven Beitrag zu Dänemark beitragen, das erkenne ich an. Wenn die Menschen etwas zu Dänemark beitragen, ist das schön. Doch man sollte nicht die Probleme vergessen, die durch ungehinderten Zugang entstehen. Wir akzeptieren keine Mafiabanden, organisierte Kriminelle, Gewalttäter oder Räuberbanden aus Osteuropa. Die sollen draußen bleiben! Die sollen niemals reingelassen werden!

Laut Umfragen käme die Dansk Folkeparti bei Wahlen zum Folketing auf mindestens 25 Prozent. Aber Dänen sind ja weltoffen und haben keine Vorurteile. Ganz bestimmt nicht und ganz bestimmt sind sie nicht rassistisch. Nicht alle, halt nur ein Viertel. Ein Viertel von 5 Millionen.

Im Frühjahr gab es schon mal Hasstiraden aus der Richtung der DF auf Osteuropäer. Alles nur Schmarotzer hieß es damals. Bis erstens eine Statistik auftauchte, das Osteuropäer dem dänischen Skat gut 16000 Kronen an Überschuss einbrachten, während jeder Däne den Staat 6000 Kronen im Jahr kostet. Zweitens sogar der Verband Dansk Industrie darauf hinwies, dass ohne Ausländer die Produktion in Dänemark gefährdet sei. Und drittens der polnische Botschafter in Dänemark, Rafal Wisniewski, sich genötigt sah, offiziell die Dänen zu mehr Freundlichkeit gegenüber Polen aufzufordern. Anderenfalls müsste Polen über einen Handelsboykott dänischer Waren nachdenken.

Immer mehr Parteien versuchen im rechten Wählerlager zu fischen. Die Venstre debattierte im Frühjahr über eine massive Verschärfung der Einwanderungsgesetze. Ein freundlicher Mensch lancierte damals das interne Papier, es wurde veröffentlicht.

Selbst Enhedlisten und eher soziale Parteien gehen auf Fischzug. Doch ich frage mich, ob die Dänen wirklich Grenzkontrollen wollen. Nächstes Jahr werden landesweit an den Grenzen Kennzeichenscanner eingeführt. Ich meine sie schon an einer Kreuzung in Padborg gesehen zu haben. Sie dienen der sehr erfolgreichen Hinterlandkontrolle. Aber haben sich die Herrschaften denn mal Gedanken gemacht, dass sie selbst Opfer werden könnten. Wenn sie jedes Wochenende in die dänischen Einkaufstempel in Harrislee, Flensburg oder Süderlügum strömen. Ihre Wagen mit Alkohol, Süßigkeiten und Kassa beladen, bis die Reifen im Radkasten schleifen. Das Ganze in ihre Garagen zerren und es dort schwarz weiter verkaufen, den dänischen Staat um die Steuer betrügen und der dänischen Wirtschaft mehr schaden, als ein paar Osteuropäer die Fahrräder und Bootsmotoren klauen, die gut versichert waren. Und man bei der Schadensmeldung gern mal ein höherwertiges Modell angibt.

Was ich vermisse, sind Meldungen in den Zeitungen über dänische Halunken und Gauner, von denen es in Dänemark mehr gibt, als es die Dänen wahr haben wollen. So wird nur Stimmung gemacht, damit bestimmte Personengruppen diskriminiert werden, damit andere sich einen Vorteil verschaffen.

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Dänemark – Land der kleinkriminellen Betrüger?

Irgendwie fragt man sich mittlerweile, ob es in Dänemark überhaupt noch Gesetze gibt und ob sich noch jemand daran hält. Kommunen interpretieren Gesetze wie es ihnen passt, siehe den Fall der Sonderburgerin, die in ihrer Ausbildung schwanger wurde und prompt den Stuhl vor die Tür gestellt bekam. Mutterschutz in Dänemark unbekannt?

Oder die dänische Staatsverwaltung die EU Ausländern in Dänemark das Kindergeld aus ihrem europäischen Heimatland vorenthält, während die im Ausland lebenden Dänen dort fleißig das Kindergeld vom Staat kassieren. EU-Recht mal wieder mit den Füßen getreten.

Oder dänische gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaften, die mehr Mietsicherheit kassieren als im Gesetz festgelegt. O-ton der Kommune Sonderburg: da gab es Änderungen, nun darf man so viel nehmen wie man will. Da irrt der Amtsschimmel aber mächtig gewaltig….

Über dänische Vermieter habe ich ja schon ausführlich hier berichtet. Der dänische Vermieter einer deutschen Bekannten, weigert sich standhaft, das Dach der Wohnung abzudichten. Schon ein leichter Sommerregen setzt regelmäßig ein Zimmer unter Wasser. Nun kann sie das Zimmer höchstens noch als neues Badezimmer nutzen. Wenigstens gibt es in dem Zimmer eine Heizung, im Bad hängt nur eine nicht funktionierende sehr „sparsame“ Elektroheizung. Na ja wenn sie nicht funktioniert ist es auch nicht schlimm, denn das Dachfenster lässt sich erst gar nicht schließen.

Jüngst kaufte meine Frau einen gebrauchten Kleinwagen von einem dänischen Bekannten. Mit frischen TÜV, kaputter Bremsleuchte, Löcher im Schweller und Unterboden, die Sitzbefestigung war rausgerostet, die Hinterachse derart verrostet, das auch sie durchlöchert ist, der Kat ist leergeräumt. Die Batterie und der Generator haben mittlerweile den „Löffel abgegeben“. Bei der Reparatur haben wir auch die Zündkerzen gewechselt. Der arme Motor war in Dänemark gedrosselt worden, indem der Däne einfach den Anschluss der Mittelelektrode abgebrochen hat. Leistungsdrosselung auf dänisch. Vier neue Zündkerzen, ein Luftfilter und ein frischer Ölwechsel später, und der Motor lief wie am ersten Tag seines spanischen Lebens. War darum der Kat ausgeräumt worden???

O-Ton vom Dänen: Ihr müsst aber nicht mit dem Schraubenzieher unter das Auto stochern. Stimmt gesehen hat man den Dänenmurks wegen den dicken Wachsunterbodenschichten nicht…..

Gut es war nicht viel Geld, aber so ein Schrott käme in Deutschland nicht mehr durch den TÜV und würde sofort in der mobilen TÜV-Schrottpresse entsorgt. Nö in Dänemark darf der Kernschrott wieder auf die Straße.

Oder der dänische Heizungsbauer der für das Befestigen eines Heizkörpers, der mangels passendem Dübel von der Wand fiel, mit zwei Leuten 90 Minuten für ein neues Dübelloch in die Wand bohren benötigte.

Gut in Deutschland kann man auch haarsträubende Dinge erleben, nur da kann ich mich wenigstens rechtlich wehren. In Dänemark werden Probleme platt geredet, bis niemand mehr weiß worum es eigentlich ging. Nur der Übeltäter macht trotzdem weiter, weil er die Erfahrung gemacht hat, dass die Strafverfolgung wenig effektiv ist. Man muss halt nur genug feuchtwarme Luft von sich geben.

Aber den Vogel haben die Ferienhausvermieter in Dänemark abgeschossen. Bucht man zum Beispiel bei Dansommer ein schnucklickes und hygglies Ferienhaus auf der deutschen Interseite kostet es für eine Woche 840,00 Euro. Dasselbe Haus auf der dänischen Internetseite desselben Anbieters kostet aber nur 5536,00 DKK. Das macht dann in Euro rund 738,00 Euro. Wohl gemerkt für denselben Zeitraum. Einfach mal 100, Euro ohne den berühmten Finger krumm machen zu müssen. Ich nenn es Betrug.

Und noch war auch nicht davon die Rede, ob der Preis überhaupt angemessen war. Die Macher der Webseite http://www.dfrz.de nutzen eine Lücke im dänischen Mietrecht aus. In vielen Kommunen sind Mieten reguliert. Wer zu teuer vermietet, muss die Different zwischen der kommunal festgelegten Miete und der von ihm geforderten dem Mieter zurückzahlen. Und das gilt auch für Ferienwohnungen- und Häuser.

Da werden tausende ausländische Gäste mal wieder nur als Melkkühe betrachtet, die dafür herhalten müssen, das die dänischen Besitzer der Luxusimmobilien sich im Immobilienmarkt verzockt haben. Hatten sie doch vor der Krise ihre Häuser zu vollkommen überteuerten Preisen gekauft, weil sie vor Gier darauf hofften, die Wertsteigerung würde immer so weiter gehen. Dann kam zum Glück auch für die Dänen die Krise. Der Markt brach zusammen, die Preis auch. Und nun hocken viele Dänen auf ihrem F1-Lån, der ihnen das finanzielle Genick bricht. Nur der egoistische Däne sieht nicht ein, warum er die Rechnung bezahlen soll. Holen wir uns doch einfach mal wieder Ausländer.

Ein anderes Kapitel ist auch der dänische Immobilienmarkt. In Der Nordschleswiger tauchen immer wieder Anzeigen dänischer Makler auf, die in Norddeutschland Investitionsobjekte für Dänen anbieten, die ihre dänischen Mitbürger und den Staat erfolgreich genug betrogen haben. War vor der Krise der Berliner Wohnungsmarkt von dänischen Investoren heimgesucht worden, die Mieter entmieteten, um die Wohnungen als Ferienwohnungen mit fetter Rendite anzubieten, müssen nun andere Regionen dran glauben. Der Haken an der Sache ist nur: will ein EU-Bürger in Dänemark investieren, egal ob er ein Ferienhaus, Wohnhaus oder eine Wohnung erwerben will, bleibt ihm der dänische Immobilienmarkt verschlossen. Es sei denn er will nach Dänemark ziehen. Aber da kollidiert er wieder mit dem dänischen Einwanderungsrecht, das von ihm entweder einen Arbeitsvertrag oder ausreichende Finanzmittel zur Selbstversorgung abverlangt. Also nichts für Investoren….

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11,59 Euro – Dänische Wohnimpressionen Teil III

Ich schreibe ja gerne über den dänischen Immobilienmarkt. Diesmal geht es um den Vermieter Gråsten Andelsboligforening. Ein kommunales, soziales Wohnungsbauunternehmen würde man in Deutschland sagen. In Dänemark nennt sich die ehrwürdige Zockertruppe almen boligorganisation und gibt sich den Anschein, für die nicht so solventen Dänen ein günstiges Dach über dem Kopf in Form einer Wohnung oder eines Hauses zur Verfügung zu stellen. Gut eine halbe Million dieser Mieteinheiten gibt es in Dänemark. Verteilt an Jugendliche, Familien und Ältere. Bei jeder vierten Wohnung hat eine Kommune ein Belegungsrecht, weil staatliche Förderungen für den Bau zum Einsatz kamen. Doch die Wohnungsunternehmen sind nicht unbedingt selbst die Eigentümer der Häuser, sie sind nur die Verwalter der einzelnen Abteilungen, denen die Immobilien gehören. Diese Abteilungen haben jeweils einen bestyrelse, so etwas wie eine gewählte oberste Leiterebene und sind wirtschaftlich selbständig. Wer jedoch hinter diesen Abteilungen als Eigentümer steht, ist schwer ersichtlich.

An sich ist der soziale Wohnungsbau eine gute Sache. Viele haben in Dänemark nicht mal das Geld für die Mietsicherheit, die der Staat auf Antrag den Armen gewährt. Dazu gibt es auf Antrag boligstøtte, auf Deutsch würde man Wohngeld sagen. Alles soll schön transparent und demokratisch sein. Das geht sogar so weit, dass man sich auf der Webseite der Landesorganisation die Gehaltsstruktur der Mitarbeiter nach Betriebszugehörigkeit anschauen kann. Die Lohnstatistik am Beispiel eines Inspektøres beträgt im Durchschnitt brutto 46.000 Kronen monatlich. Administrative Mitarbeiter fangen bei 34.733 Kronen an. Damit kann man schon entspannt auf Kosten anderer leben.

Soweit so gut. Eine Bekannte meiner Frau hat bei den Gravensteinern ein kleines Reihenhaus angemietet. Baujahr 2001 mit 75 dänischen Quadratmetern. Ich schreibe bewusst dänische Quadratmeter, da Dänen bei der Wohnflächenberechnung sich auf die Grundfläche eines Gebäudes beziehen, also auf jene Fläche mit der es den Boden berührt. Dies umfasst auch die äußeren und inneren Wände mit, da so der Däne, man sie zum Wohnen ja braucht. Interessante Logik. Die deutsche Wohnflächenverordnung nimmt als Maßstab die Grundfläche der bewohnten Räume ohne Wände. Und das ist ein Unterschied. In diesem Fall sind es 60,19 Quadratmeter reine Wohnfläche.

Der Quadratmeter kostet nach der dänischen Methode kalt 9,30 Euro , nach der deutschen Berechnung 11,59 Euro! Und das in der strukturschwachen süddänischen Region um Sonderburg. In der Region um München ist man mittlerweile auch in diesen Miethöhen angekommen. Aber das ist München und nicht Süddänemark, wo kein Däne freiwillig hin will.

2013 wurde in eine neue Küche investiert. Eingebaut hat sie Vordingborg Køkken, ein dänischer Küchenvertrieb. In der Küche, die monatlich extra zur Miete mit rund 60 Euro zu Buche schlägt und bis 2024 vom Mieter gezahlt werden muss, gibt es zwar Hochglanzschränke, aber eine Spülmaschine fehlt. Der Kühlschrank von Elektrolux ist auch schon gut 10 Jahre alt. Wenn man also mal hochrechnet, was die Küche gekostet hat, sind wir bei etwa 7900 Euro. Für eine Küche von Pino aus Deutschland, die zum Alno Konzern gehören und in Belgien die Küchen in Baumärkten vertickern und bei Wiki als Preiseinstiegssegment bezeichnet werden. Eine vergleichbare Küche habe ich inklusive Spülmaschine und neuem Kühlschrank in Deutschland für gut 3500 Euro gefunden. Wie war das doch mit Dänen und dem Betrug?

Hinzukommt, dass das nachbarliche Umfeld mehr als nur unfreundlich ist. Man sagt sich nicht einmal mehr Guten Tag, von Nachbarschaftshilfe ist man Galaxien entfernt. Nun könnte man fragen, wohnt die gute Dame in einem Ghetto? Mit Nichten, es sind lediglich 20 Reihenhäuser, die an ein Neubaugebiet grenzen. Ich habe die Vermutung, dass die Bewohner des Neubaugebietes die Nachbarn aus den almen bolig lediglich arrogant als Unterschicht betrachten….

Unsere Bekannte schreibt gerade die Kündigung. Sie hat keine Lust in Isolation zu Wucherpreisen zu wohnen. Und vielleicht hängt sie Dänemark auch an den Nagel. Sie schuftet 160 Stunden im Monat und bekommt einen prekären Stundenlohn von 81,00 Kronen. Das reicht vorn und hinten nicht. Günstigen Wohnraum in Süddänemark zu finden, wo man nicht ausgenommen und betrogen wird, ist schwer zu finden. Aber sie hat ja noch das almen bolig beboerbladet. Da kann sie nachlesen, dass almen wohnen doch so schön ist und lauter glückliche Dänen betrachten. Die vor lauter Glücklichkeit ihr Haus verkaufen mussten und nun in Frederikshavn almen wohnen, mit schicker Dachterrasse, super Ausblick und genügend Wein um das Desaster zu ertragen.

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Trinkfreudig, egoistisch, gierig und teuer: So sind Dänen

Das dänische Fernsehen hatte vor gut einem Monat eine, für Dänen, sehr kritische Serie veröffentlicht, in der Ausländer die in Dänemark leben, zu ihrer Meinung über die dänischen Mitbürger interviewt wurden.

Machen wir es kurz: kommt man über die Landesgrenze erlebt man Trinkgelage, überteuerte Preise, extrem hohe Steuern und Gebühren und erlebt einen Egoismus in Verbindung mit Gier, den man in Deutschland als antisoziale Persönlichkeitsstörung behandeln würde. Und dazu noch eine ordentliche Portion Fremdenfeindlichkeit. Das Ganze gepaart mit einem vollkommen unkritischen, sich der staatlichen und gesellschaftlichen Autorität unterwerfenden Verhalten. Von der Anti-Autorität der 68-Generation ist kaum eine Spur mehr vorhanden.

Was sagte vor einigen Tagen ein Däne über seine Landsleute: Lemminge!

Zu sehen ist der Spaß auf der Seite von Palmer Harsanyi bei YouTube: https://www.youtube.com/watch?v=pShO3e2avA4

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Dänische Wohnimpressionen in Sønderjylland

Nachdem ich im ersten Teil ein nettes dänisches Anwesen beschrieben habe, das eine echte Rarität darstellt, nur so am Rande, der Vermieter hat einen Dänen gefunden, der diesen gesundheitsgefährdenden “Kernschrott” mietet, geht es in diesem Teil nicht nur um bauliche Mängel, sondern um dänische Vermieter.

Ein im Einzelfall zwar besonderes Exemplar der Gattung Vermieter, auf ganz Dänemark betrachtet, jedoch durchaus ein Normalfall nennt sich Lars Faurskov-Jensen und wohnt im beschaulichen Vejle.

Wir haben Lars kennengelernt, als er sein kleines Haus mit 89 Quadratmetern in Sondernæs bei Skærbæk vermieten wollte. Seine Anzeige fanden wir im lokalen Wochenblatt und riefen ihn an. Damit begann das Kuriosum. Mal hieß er Faurskov, mal Jensen, mal beides. Und dann war da noch seine Frau Tove Rasmussen, über die der Kontakt lief. Tove und Lars wollten im Grunde nicht telefonieren, nur SMS war ihre Leidenschaft. Als wir fragten, wo genau das Mietobjekt denn zu finden wäre, wollten sie uns eine Schnitzeljagd verkaufen. Die Adresse würden wir kurz vor dem Besichtigungstermin per SMS erhalten.

Also erhöhten wir den Druck und bekamen doch die Adresse, zwar per Mail aber immerhin. Als wir dann noch nachfragten, wer vorher dort gewohnt hatte, bekamen wir eine Mail: Lars hat vorher dort gewohnt. Mit freundlichen Grüßen Lars.

Dass der Mieter vorher ein ganz anderer war und die beiden sich widersprachen und verplapperten steht noch auf einem anderen Papier.

Wir waren zum Besichtigungstermin früher gekommen und nutzen die Zeit um das Mietobjekt in Ruhe von außen zu studieren.

Das Haus war von außen vor nicht allzu langer Zeit dünn verputzt worden, hatte schon Kunststofffenster, das Dach bestand aus Eternitplatten. Außenbeleuchtung gab es nicht. Der Briefkasten baumelte traurig an einem Holzstamm. Sonst machte das Anwesen einen wenig freundlichen und depressiven Eindruck, der sich viel später noch bestätigen sollte.

Der Stall war vom letzten Orkan schwer getroffen worden. Die gammligen alten Fenster waren teilweise zertrümmert, im Eternitdach fehlten reihenweise Platten, teile des Mauerwerks waren herausgebrochen. Die Tür hing nur noch lustlos in den Angeln. Auf dem Grundstück gab es zwei große Müllhaufen, die wohl mal jemand versucht hatte anzuzünden. Das Gras war schon länger nicht mehr gemäht worden.

Dann kamen Lars und Tove in ihrem silbernen E-Klasse Mercedes mit vollkommen abgefahrenen Winterreifen, die später noch einmal wichtig werden.

Tove zu beschreiben ist einfach. Hager und mit den Nerven kurz vor dem Ende.

Anders Lars: er begann sofort wie ein wilder hektisch auf uns einzureden. Da das Wetter aber nicht zum Verweilen draußen einlud, öffnete er immerhin die Haustür, eher weil ihm und seiner Frau kalt war.

Innen machte das Haus einen ordentlichen Eindruck, kein Schimmel! Keine Spritzer einer undefinierbaren Flüssigkeit an Decken und Wänden und sogar die Tapeten waren noch an ihrem Platz. Gut der letzte Anstrich war nicht gestern und die Küche war auch nicht wie in der Anzeige neu instandgesetzt, aber immerhin war das Haus bewohnbar. Und dann waren ja noch die Kunststofffenster. Lars wies immer wieder auf die gute dänische Qualität hin. Primo sei einer der besten dänischen Hersteller. Also öffneten und schlossen wir ein Fenster nach dem anderen. Gut im Flügel war der Schmutz der Jahre und der Orkan hatte so viel Dreck an die Fensterscheiben geworfen, dass man kaum draußen etwas erblicken konnte. Aber das kann man ja reinigen. Und dann hat man wieder gute dänische Fenster. Trotzdem versuchte ich zu hinterfragen, wann er den Einbau vorgenommen hatte. Ja so ungefähr vor drei bis vier Jahren. Tatsächlich wies der Datumsstempel in den Isofenstern das Jahr 2001 aus.

Nach der Besichtigung ging es in den Stall. Es gab sogar Licht, dazu zwei Schrottautos, die ihre Flüssigkeiten schon lange ins Erdreich verloren hatten und viele Kisten mit alten kaputten Autoteilen.

Im vorderen Stallteil standen die Überreste des letzten Bewohners und es gab eine verschlossene, geheimnisvolle Tür, die im vollkommenen Gegensatz zu dem arg sanierungsbedürftigen Rest stand.

Lars fingerte den Plastikschlüssel hervor und öffnete. Also traten wir ein und erblickten das Geheimnis, das man gut behüten sollte. Eine Ölheizung von 1976. Ein Teil der Rohre war notdürftig isoliert, der andere Teil heizte den Raum auf. Gut da stand ja noch der Heizöltank, mit 1200 Litern nicht gerade üppig bemessen. In Deutschland hätte jeder Schornsteinfeger sein Notizbüchlein gezogen und danach die Anlage still gelegt.

Immerhin war der Brenner schon von 1995. Den Brandspuren am Kessel zu urteilen nach war sein Vorgänger einfach abgebrannt und hatte sich seines trostlosen Lebens ohne Wartung entzogen.

Trotzdem verkündete Lars immer wieder, dass die Anlage äußerst sparsam sei und nur 1600 Liter Heizöl im Jahr verbrauchen würde. Tja sparsam war sie, aber aus einem ganz anderen Grund.

Mit im Raum hatte ein dänischer Fachmann einen polnischen Warmwasserboiler montiert. Er stand auf der höchsten Stufe, wohl auch weil der Regler festkorrodiert und voller Rost war. Die Zu- und Ablaufleitungen waren natürlich unisoliert. Aber Lars meinte ja, das sei alles 100 Prozent dänische Qualität, die zu 100 Prozent funktioniert. Und noch ganz neu instandgesetzt.

Nachdem die kleine dänische Lügenstunde vorbei war, berieten wir uns, ohne Lars und Tove, die noch einem jungen Dänenpärchen ihre Lügengeschichten auftischten, was wir machen sollten.

Nach einigem Hin-und Her, wir brauchten bis Anfang Dezember eine neue Bleibe, stellten wir unsere Bedingungen. Wir haben einen Kaminofen und wollten ihn auch anschließen. Nach einiger Überzeugungsarbeit das der Anschluss fachgerecht ausgeführt wird, stimmte Lars zu. Auch wollten wir den Stall nutzen. Ja meinte Lars, im Grunde kein Problem, den vorderen Teil ohne Fenster könnten wir schon haben. Aber wir wollten auch den hinteren Teil nutzen. Erst nachdem Tove auf ihren Mann mit Nachdruck einredete, lenkte er ein.  Klar wo sollte er mit seinen Autowracks hin? Im Geiste sah er schon den Schrotthändler, der sich beim Schreiben der Rechnung die Hände rieb….

Somit wurden wir handelseinig. Leider! Die beiden anderen Interessenten hatten klugerweise das Lügenschauspiel der beiden durchschaut und waren in ihrem tiefergelegten BumBum-Golf den unbefestigten Weg von dannen gehüpft.

Anfang Dezember zogen wir also ein. Der Mietvertrag war gekommen, die Mietsicherheit auf ein Konto überwiesen. Zur Übergabe fuhren unsere dänischen Lügenbarone mit einem uralten, klapprigen Mercedes 208 vor. Immerhin hatte das gute Stück eine Ladebordwand. Unter lautem Stöhnen schleppten sie dann diverse Gegenstände der Vormieterin in den Schrotthaufen. Noch lauter als die beiden knarrte sehr bedenklich nur die Ladebordwand. Oder waren das die kaputten Stoßdämpfer des Transporters, der hinten sehr tief hing?

Zurück blieben ein Briefkasten- und zwei Hausschlüssel. Nein mehr habe er nicht, sagte Lars. Und noch viel Spaß wünschten sie uns. Nun standen wir also in unserem neuen Haus und machten in den ersten beiden Stunden unzählige Bilder vom Haus, dem Stall und dem Grundstück. Irgendwie trauten wir den Beiden nicht. Dass wir schon bald die Bilder brauchen würden, wussten wir da noch nicht.

Der dänische Mietvertrag wies eine zweiwöchige Frist zum Nachmelden von Mängeln und Schäden an der Mietsache aus. An sich eine gute Sache. So hat der Mieter beim Auszug nicht das Problem, für die Reparatur von Sachen aufkommen zu müssen, für die er nicht die Verantwortung trägt. Wir fanden einige Mängel. Manche waren minder schwer, einige jedoch nicht. In einem Raum, nennen wir es das Büro, ging die Heizung nicht. Das Ventil am Heizkörper ließ sich nicht mehr regeln. Fest korrodiert war es nicht. Gut Sache des Vermieters! Im Schlafzimmer blieb es auch kalt. Hier half etwas Rostlöser am Ventil und es wurde warm.

Am Morgen nach dem Einzug war das ganze Haus kalt. Die Heizung war ausgefallen. Nach einigen Überlegungen, Sonntag, dänische Heizungsbauer arbeiten da nicht, der Vermieter gut 100 Kilometer weg, beschlossen wir die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Letztlich war es in der Primitivsteuerung der Heizung eine kalte Lötstelle. Nachgelötet und die Anlage produzierte Wärme. Bei der Gelegenheit stellten wir fest, dass eine witterungsgeführte Regelung gar nicht vorhanden war. Die einzige Regelung bestand aus der manuellen  Regulierung der Kesseltemperatur. Wenn man sie denn regulieren könnte! Nachdem der Deckel wieder so montiert war, dass die Haltefedern darunter verbunden waren, war auch das Problem gelöst. Aber mehr als ein oder aus konnte die Heizung nicht! Aber sie verbraucht ja nur 1600 Liter!

Auch die Sache kam auf die Mängelliste, die immer länger wurde.  Wir haben sie kurz vor Ablauf der Zweiwochenfrist an Toves Mailadresse in die Stadtverwaltung von Vejle geschickt. Gehört haben wir erst Wochen später wieder etwas.

Mittlerweile war der zweite Orkan über Sonderjylland hinweggefegt. Am Stall fehlten noch mehr Dachplatten, das ganze Dach war nicht mehr fest verankert. Mauersteine lagen herum und die wenigen Fensterscheiben waren auch ein Opfer des Orkans. Unglücklicherweise hatte der Wind auch die Scheiben des Heizungsraumes eingedrückt. Die dänische Tierwelt würde sich über die neue Wärmequelle sicher freuen, wir jedoch nicht und reparierten das Fenster mit 4 Dübeln und zwei Holzleisten. So fest saß das Fenster vermutlich seit der Montage 1964 nicht mehr.

Warum auch immer, waren wir so klug gewesen und hatten keinen Tankwagen zum Füllen des Heizöltanks kommen lassen. Zugegeben abschreckend war auch der Preis der Dänen für Heizöl gewesen. Für 1000 Liter hätten wir fast 2000 Euro zahlen sollen.

Also schleppten wir alle paar Tage drei 20-Literkanister Heizöl aus Deutschland heran und kippten den Inhalt in den fast leeren Tank, den Lars leer übergeben hatte. Natürlich! Bei moderaten Außentemperaturen und dem nicht beheizbaren Büro lag der Verbrauch für  Heizöl zwischen 8 und 9 Litern pro Tag. Eine Nachtabsenkung kannte die Anlage nicht, also ging  man abends, wie ein Nachtwächter, von Raum zu Raum und drehte die Heizkörperventile herunter. Morgens dann das ganze Spiel nur andersherum.

Nach dem Orkan ist manchmal vor dem Orkan. Der Wind hatte diesmal die Fensterscheiben der guten dänischen Primofenster  derart verdreckt, dass man um eine Reinigung nicht herum kam. Hätten wir das lieber nicht gemacht. Jetzt war zwar der Dreck im Rahmen und von den Isofenster-Scheiben weg. Dafür sah man, das dreiviertel aller Fensterscheiben im Haus blind waren. Blinde Isofenster haben keine isolierende Wirkung mehr.  War das die Erklärung, warum das Haus kaum auf über 20 Grad beheizt werden konnte?

Lügen-Lars hatte doch extra auf die gute nachträgliche Isolierung der Wände und des Daches hingewiesen! Beim letzten Orkan hatte der Winddruck diverse Lüftungsventile in den Mauern nach innen gedrückt oder das Plastikgitter war mangels Befestigung weggeflogen. Wir nutzten die Gelegenheit den Wandaufbau näher zu studieren. Auf der Außenwand war keine Isolierung aufgebracht worden. Dafür hatte ein dänischer Spezialist die Räume an der Innenseite der Außenwand mit 5 Zentimetern Mineralwolle gedämmt, darauf dann eine Dampfbremse und zum Schluss Gipskartonplatten geschraubt. Dass die Dampfbremse natürlich überall durchbohrt war, versteht sich bei diesem Wandaufbau fast von selbst.

Wir verfassten abermals diverse Mails, schrieben und fotografierten was das Zeug hielt und bekamen nie eine Antwort.

Keine Antwort kam auch auf die merkwürdigen Geräusche aus der Zimmerdecke von Schlafzimmer, Bad und Küche. Kurz nach dem Einzug wurde ich nachts wach, irgendetwas lief über die Zimmerdecke, manchmal sprang es auch fröhlich herum. Hm, wie kann etwas auf einer gut isolierten Zimmerdecke so herumhüpfen, dass man davon wach wird?

Nachdem wir in der Abstellkammer die Revisionsklappe geöffnet hatten, sahen wir erst mal nur Dämmung, 10 Zentimeter, immerhin! Das konnte also nicht die Lösung gewesen sein. Des Rätsels Lösung ergab sich Tage später, als wir die unheimlich modernen Lampen an den Zimmerdecken, deren 60 Watt Glühlampen allabendlich zur Erwärmung der Räume und zu einer saftigen Stromrechnung beitrugen, gegen moderne LED Lampen auswechseln wollten. Es gab eine Zwischendecke! Das war also die Lösung. Allerdings war damit die nächtliche Ruhestörung nicht beseitigt. Also schrieben wir wieder eine Mail. Nach Tagen kam sogar eine Antwort. Wir sollten doch bitte auf eigene Kosten Mausefallen kaufen und auf dem Dachboden aufstellen. Das sahen wir nicht so. Die Tiere kamen von außen über Zwischenräume der Eternitplatten ins Dachgeschoß. Und von dort weiter. Also das Problem des Vermieters. Eine Antwort kam nicht. Natürlich!

Keine Antwort kam auch kurz vor Weihnachten, als der Abwassertank voll war und es im ganzen Haus nach Fäkalien stank und wir weder die Toilette noch die Dusche nutzen konnten, weil das Wasser nicht ablief. Das man nicht Abwaschen kann, ist nur eine Nebensache. Vom vollen Abwassertank und der vollen Toilette haben wir wieder Bilder geschossen und an Lügen-Lars und seine Angetraute geschickt. Von Toves Mailadresse kam nur eine Abwesenheitsnotiz mit dem Hinweis, man sei erst ab 04. Januar 2014 wieder erreichbar.

Am 24. Dezember, Weihnachten, nach des Dänen Geburtstag der zweitwichtigste Tag, hatten wir die Nase endgültig voll. Einen dänischen Handwerker an solch einem Feiertag aufzutreiben ist schier unmöglich. Lügen-Lars hatte sich verabschiedet und das Taten auch wir und fuhren entnervt nach Deutschland um dort Weihnachten zu verbringen. Die Aussicht auf drei Tage ohne Toilette und Dusche und ohne Essen war nicht verlockend. Wir bedankten uns bei unseren Vermietern mit einer sehr unfreundlichen Mail. Und siehe da, die Abwesenheitsnotiz kam nicht. Also war unsere letzte Mail mit dem Hinweis auf den vollen Abwassertank doch gelesen worden!

Am 27. Dezember erschienen dann urplötzlich die beiden Lügenbarone in einem blauen Punto und trafen sich mit Handwerken und dem Versicherungsvertreter um die Schäden am Stall zu begutachten. In einer der diversen Mails hatten wir darauf hingewiesen, dass wir den Stall nicht nutzen können, da Fenster und Türen fehlen, das Dach in Teilen einen ungetrübten Blick auf den dänischen Himmel gewährte und manche Räume gar Einsturz gefährdet sind. Also sollte heute zumindest das Problem gelöst werden. Wobei wir uns jedoch irrten, erst Mitte Januar 2014 fing der Dachdecker damit an das Dach zu reparieren.

Im Anschluss nahmen sich die beiden Lügenbarone Zeit für eine Audienz. Natürlich im Haus, gut das es nicht so warm war. Wir sprachen sie auf die vielen unbeantworteten Mails und die vielen ungelösten Mängel an. Alles sei nur ein Missverständnis gewesen. Natürlich!

Natürlich habe man Mails erhalten, aber die Anhänge mit den Bildern und PDFs habe man nicht öffnen können. Nein daran seien die Herrschaften nicht schuld. Schuld sei da wohl Toves Arbeitsgeber, der das herausfiltere. Und man habe so viel andere Dinge um die Ohren gehabt. Die Schwiegermutter sei erkrankt, den Mercedes habe Lügen-Lars bei Eis und Schnee mit seinen abgefahrenen Reifen gegen ein anderes Auto gefahren und so weiter. Und Weihnachten musste auch noch gefeiert werden.

Und es war natürlich auch ein Missverständnis das kurz vor Weihnachten der Bezirksschornsteinfeger uns mit Nachdruck vor den Herrschaften warnte, als wir ihn baten nachzuschauen, ob man einen Kaminzug einbauen könne und man einen ausländischen Kaminofen so ohne dänisches Dackelzertifikat aufstellen dürfe. Irgendwie hatte der Schornsteinfeger die Idee, die Sache telefonisch mit dem Vermieter vorab zu klären. Als er Lügen-Lars anrief, sollen dessen erste Worte gewesen sein, als er hörte wer ihn da anrief: “Ich zahle gar nichts”!

So erhielten wir einen freundschaftlichen Rat, Lügen-Lars und seine Familie seien dafür bekannt, dass sie nie etwas investieren würden und auch sonst mit der Begleichung von Rechnungen Probleme hätten. Und das vollkommen gratis! Die Heizungsanlage bezeichnete er übrigens als alten Scheißdreck, der auf den Schrott gehöre. Aber leider sei das in Dänemark legal. Und da machen wir Deutschen viel Wind um die ENEV!

Was dann am 27. Dezember geschah, war schon fast ein Mysterium. Natürlich sprachen wir die Sache an. Lügen-Lars griff sofort zum Telefon und rief den armen Schornsteinfeger an. Seine ersten Worte waren, nachdem der dem Schornsteinfeger klar gemacht hatte, wer ihn anrief: “Hör her, wir haben nie miteinander telefoniert, ich weiß von nichts! Welche Nummer hast Du angerufen? Meine war das nicht”! Der arme Schornsteinfeger fühlte sich zu recht überfahren und war reichlich irritiert. Problemlösung à la Lügen-Lars. Angriff ist die beste Verteidigung!

Vor lauter Missverständnissen an diesem Tag wurde zumindest das Problem mit dem vollen Abwassertank gelöst. Am Nachmittag wurde er geleert.  Und auch das Problem mit unseren vierbeinigen Mitbewohnern wurde scheinbar gelöst. Lügen-Lars und Tove einigten sich schnell darauf, dass es bestimmt Ratten wären, die uns schon seit Wochen den Schlaf rauben. Denn die Bekämpfung der Ratten ist in Dänemark Aufgabe der Kommunen und gratis. Man zahle ja schließlich viel Steuern!  Nur gehört haben wir tagelang nichts von der Kommune.

Dafür sind dann die Mitbewohner eines Nachts in die Dunstabzugshaube in die Küche gekrabbelt und haben dort Radau gemacht. Da wir aus hygienischen Gründen keine Mitbewohner in der Küche dulden, schrieben wir wieder Mails und versuchten unser Glück zum Schluss entnervt per Telefon, als wieder die Antworten ausblieben.

Auf einmal schickte die Kommune einen Schädlingsbekämpfer. Nein es kam kein Däne, solche Drecksarbeiten überlässt man ja in Dänemark lieber Ausländern. Ein äußerst freundlicher Ire hat eine halbe Stunde den Dachboden intensiv untersucht. Ergebnis: die Abluft der Dunstabzugshaube wird nicht über das Dach nach außen geleitet, sondern endet im Dachboden. Weshalb die tierischen Mitbewohner ins Innere der Haube gelangen können. Und um die Haube herum habe er Kotspuren gefunden. Mäuse seien die Täter, keine Ratten. Nun beginnt ein Spiel, das interessant wird. Nachdem der Ire eine Mausfalle im Dachboden deponiert hatte, ging es um die Rechnung. Denn nur die Rattenbekämpfung wird über Steuern bezahlt. Mäuse nicht. Und dafür gäbe es eine Rechnung. Da es schon Freitagabend war und somit außerhalb der normalen dänischen Arbeitszeit bis 13:00 Uhr würde sein Arbeitgeber pauschal 4 Stunden in Rechnung stellen.

Wir sahen nicht ein, die Rechnung zu bezahlen, schließlich war es das Haus des Vermieters. Also baten wir den Iren um einen Anruf bei Lügen-Lars. Nachdem er ihm den Sachverhalt erklärt hatte und Lügen-Lars nun wusste das ihm 4 Stunden dänischer Arbeitslohn blühten, erfolgte folgender Satz: “Ich zahle Steuern, ich zahle gar nichts”! Das kannten wir doch schon vom Schornsteinfeger. Also hatten die beiden doch telefoniert! Alles nur ein Missverständnis. Natürlich!

Als wir nach dieser Anstrengung zu Bett gehen wollten, trauten wir unseren Augen nicht. Neben dem Kopfkissen meiner Frau schauten uns zwei runde Knopfaugen an, die dort nicht hingehörten. Einer der Dachbodenmäuse war es oben wohl zu kalt und zu langweilig geworden und hatte den Dachboden mit dem Bett meiner Frau getauscht. Nun platzte wirklich die Hutschnur! Wir schlossen die Maus im Schlafzimmer ein und überlegten uns einen Plan. Wenn es uns gelingen würde, die Maus aus dem Schlafzimmer in den Flur und von dort aus durch die Haustür ins Freie zu befördern, wäre ein Teil der Nachtruhe gesichert und der Maus das Leben geschenkt.

Also verschlossen wir alle Türen im Flur. Da die Küche keine Tür hat, bauten wir dort Barrikaden auf und öffneten die Haustür. Nun noch die Schlafzimmertür öffnen und die Maus des Raumes verweisen. Platzverweise helfen bei Mäusen mangels Kommunikationsproblemen nicht. Aber laut auf den Fußboden oder das Bett klopfen setzen eine Maus in Trab. Bis dahin lief die Sache nach Plan. Bekanntlich gibt es eine Unbekannte bei Plänen, die man nicht immer berechnen kann. Unsere Unbekannte tauchte in Form der fehlenden Verkleidung der Haustürlaibung auf. Denn genau darin verschwand die Maus. Nein draußen ist es kalt und windig. Nichts für eine dänische Maus. Viel zu unwürdig!

Das wir nun um mittlerweile halb elf nachts im Stall nach brauchbaren Brettern Ausschau halten mussten, dazu eine Säge, eine Bohrmaschine und Dübel suchen durften, das ist würdig für Ausländer. Warum die Verkleidung schon seit dem Einzug fehlte, wird nur Lügen-Lars erklären können. Eine Stunde später war die Maus im Mauerwerk gefangen. Sie kratzte nachts zwar noch hilflos vor sich hin, aber ich vermute sie hat ihren Weg auf den Dachboden durch die Innendämmung zu ihrer Familie gefunden und hyggt sich nun da oben.

Vor lauter Radaumäusen hatten wir schon fast die Heizung vergessen. Wobei vergessen fällt schwer, wenn immer wieder die Temperatur auf 14 Grad im Haus absinkt, weil die Heizungsanlage in die Störung lief. Meist war sie abends, wenn man heimkam, so hinterhältig dänisch freundlich, einem einen Abend mit dicken Jacken zu bescheren. Zum Glück half das Drücken des Störungstasters um sie zur Arbeit zu überreden. Nur warum sie ausfiel, blieb im Dunkeln des Heizungsraumes ohne Licht. In anderen Kulturen mit mehr Zivilisation wartet Mensch die Anlagen. In Dänemark zahlt man ja Steuern. Der Staat macht das schon….

Für uns war das Maß nun langsam voll. Wir informierten den Vermieter das wir die Miete mindern werden, weil Weihnachten das Haus unbewohnbar, die Isofenster nicht mehr isolieren und Mäuse nicht ins Schlafzimmer gehören und eine Heizung wärmen und nicht kühlen soll. Somit bekam er für Januar 2014 gut 120 Euro weniger, dafür dass er sich nicht um die Mängel kümmerte. Diesmal kam sogar eine Antwort: ein Einschreiben von advodan mit einer Kostenrechnung und der Androhung der Zwangsvollstreckung. Auf die Mängel ließ man sich lieber nicht ein.

Mitte Januar 2014, mittlerweile gab es Frost und Schnee, begannen die Arbeiten am Stall. Ein örtlicher Dachdecker fuhr mit einem schweren Teleskoplader tiefe Furchen in den Weg und das Grundstück. Aber nach einer Woche war das Dach dicht. Von Fenstern und Türen fehlte immer noch jede Spur. Ein Maurer versuchte das Dach zu befestigen, weil Dänen keine Ringanker kennen. Den Strom für seine Maschinen wollte er von uns haben. Gut einmal würden wir die dänische Wirtschaft schon unterstützen wollen, aber für die Zukunft wäre ein Stromaggregat eine gute Sache. Der Dänische Meister hatte einen billigen Deutschen eingestellt, “Wenn der mal krank ist, werfe ich den nach drei Tagen raus. Ein Funktionär kommt mir nicht auf den Hof”! OTon des Meisters. Auf jeden Fall lenkte der Deutsche ein, ein Aggregat wäre kein Problem. Auf die Aussage komme ich später noch zurück.

An die Nutzung des Stalls war trotzdem nicht zu denken, ein Großteil unserer Sachen stand in 4 Garagen in Deutschland, die jeden Monat ordentlich Geld kosteten.

Wir hatten die Nase voll. Voll von einem Haus, dass anstatt 89 Quadratmetern nur 72 Quadratmetern Wohnfläche hat, von Heizungsausfällen, Mäusen in der Zwischendecke die den Schlaf rauben, von Isofenstern ohne Isolierung und von Lügen-Lars und seiner Tove. Das war mittlerweile der zweite Reinfall in Sonderjylland. Und der Letzte!

Wir schrieben die Kündigung und hielten sogar die Kündigungsfrist ein. Allerdings waren wir vorgewarnt und teilten dem Vermieter mit, wir würden das Depositum lieber abwohnen. Gut das ist rechtlich nicht in Ordnung, aber den Verlust der Mietsicherheit wollten wir so nicht hinnehmen. Wir schickten die Kündigung per dänischer Post an Lügen-Lars. Antwort wie immer Fehlanzeige. Eine Woche später das ganze Prozedere dann noch mal für 100 Kronen mit Einschreiben. Antwort Fehlanzeige. Gut das man online den Empfang verfolgen kann. Obwohl eine Antwort kam. Am 22. Januar 2014, einem Mittwoch, donnerte abends um neun eine uns vollkommen unbekannte Person mit Gewalt gegen die Haustür. Er schrie er würde die Tür einschlagen und uns und unsere Habe auf die Straße werfen. Wir sollten sofort die Tür öffnen. Und den Strom im Stall anstellen!

Ganz so einfach ist die Sache auch in Dänemark nicht. Auch hier gibt es Gesetze an die Menschen sich halten müssen. Ein Gesetz ist, dass man nicht ohne Erlaubnis auf Fremden Grund und Boden herumpöbelt. Nach diesem Hinweis und der wiederholten Frage wer da draußen unsere Haustür eintreten wolle, kam die Antwort zurück, draußen stände der Kumpel des Vermieters der uns mit Gewalt auf die Straße setzen werde.

Das ging nun wirklich zu weit! Meine Frau rief die Polizei an. In der Zwischenzeit wendete sich das Blatt und Lügen-Lars Kumpel wollte auf einmal mit einem Schlüssel die Haustür öffnen, hinter der ich mit einer Stabtaschenlampe stand. Ich stemmte einen Fuß und meinen Oberkörper gegen die Tür, trotzdem konnte der Dänenkumpel einen Arm und einen Fuß durch die Tür strecken und versuchte mittels des Arms und der Wand die Tür aufzuhebeln. Ich bin wirklich kein Mensch der zu Gewalt neigt, aber ich lasse auch nicht jeden in meine Vierwände. Somit lernte Lügen-Lars Dänenkumpel nun eine gute schwere amerikanische 4-Zellen Stabtaschenlampe kennen. Nach mehreren Einschlägen auf dem Arm zog er diesen zurück, der Fuß blieb in der Tür. Ich nutzte die Gelegenheit für einen kurzen Blick durch den Türspalt. Und wen konnte ich hinter dem Dänenkumpel versteckt und geduckt erkennen? Lügen-Lars unseren Vermieter! Feige wie er war hatte er seinen Kumpel vorgeschickt!

Ich forderte den Dänenkumpel auf den Fuß aus der Tür zu nehmen, sagte ihm das er hier nichts zu suchen habe und die Sachen die man halt in solchen Momenten solchen Menschen von denen man nicht hält an den Kopf wirft. Danach beruhigte sich die Lage, wohl auch weil sein Arm höllisch schmerzte: “Lars, die haben mich geschlagen, mein Arm tut fürchterlich weh”! Irgendwie fehlte den beiden Eindringlingen ein richtiges Konzept. Die Polizei ließ auf sich warten, also schlug ich vor, dass die beiden draußen blieben und ich im Gegenzug den Druck von der Haustür nähme. Sie stimmten zu und wir warteten.  Minuten später kam kläglich ein Satz aus dem Dunkel vor der Haustür der nur von einem Dänen stammen kann: ”Es ist kalt und windig hier draußen”! Ja wollten die jetzt etwa noch einen warmen Kaffee und dänischen Plunder? Dänen, für sich und ohne Worte!

Gefühlte Stunden später kam endlich ein dänischer Streifenwagen vorgefahren. Die beiden Polizisten waren noch nicht ausgestiegen, das “textete” Lügen-Lars sie schon voll. Angriff ist die beste Verteidigung. Das kennen wir doch schon von der Sache mit dem Schornsteinfeger.

Der zweite Polizist bahnte sich einen Weg am Dänenkumpel vorbei in das Haus und hörte sich unsere Version an. Dieses Spiel setzte sich noch ein paar Mal fort. Die Polizei hörte und versuchte zu vermitteln. Aber warum Lügen-Lars und sein Vetter wie sich jetzt herausstellte, nachts aufgetaucht waren, war auch der Polizei unbekannt. Vielleicht wussten die beiden erfrorenen Dänen vor der Haustür ebenfalls nicht warum sie den Wahnsinn umgesetzt hatten.

Fazit nach über einer Stunde und der Vorlage des Mailverkehrs und der umfangreichen Dokumentationen und so weiter: Würden wir bis Ende Januar ausziehen, wozu wir das Recht bei den erheblichen Mängeln hätten, würde Lügen-Lars die Mietsicherheit ohne Murren zurückzahlen und sich nicht mehr blicken lassen.  Was wohl auch an der Rechtsbelehrung der Polizisten gegenüber Lügen-Lars gelegen haben dürfte.

Blieb noch die Sache mit den Handwerken und ihrem Stromhunger. Nachdem ich der Polizei die Sache mit dem deutschen Handwerker und dem Stromaggregat erklärt hatte, zogen die Polizisten tief nachdenklich in die Dunkelheit vor dem Haus ab und informierten Lügen-Lars und seinen Vetter mit der großen Klappe. Auch das Problem war erledigt.

Die Polizisten wünschten einen schönen Abend, einer machte zum Schluss eine markante Handbewegung in Richtung Lügen-Lars und seinem Helfershelfer: Bla Bla sollte das heißen.

So ganz schienen die Polizisten ihren dänischen Mitbürgern dann doch nicht zu trauen, weshalb sie die beiden mit Blaulicht vom Grundstück bis in den nächsten Ort geleiteten.

Das mit der Mietsicherheit war ein Wort. Allerdings eines aus einem dänischen Mund. Welchen Wert es haben sollte, lernten wir erst später kennen.

Wir hatten also noch gut acht Tage Zeit, um unsere Sachen in Sicherheit zu bringen und eine neue Unterkunft zu finden. Unzählige Fahrten mit unserem alten Volvo waren nötig, damit am 30. Januar, einem Tag vor Mietende, das Hab und Gut in die Garagen verstaut war.

Den letzten Tag der dänischen Wohnimpressionen verbrachten wir mit dem anfertigen unzähliger Bilder, wie schon beim Einzug. Was sagten doch die beiden Polizisten: “Immer schön alles dokumentieren und Beweise sichern. Die Art von Dänen kennen wir. Die kommen nach dem Auszug und beschädigten das Haus um die Kosten von den Mietern einzufordern und Geld zu machen”.

Warnungen hatten wir somit genug. Wir sind nach Deutschland zurückgekehrt. Ob meine Frau noch Lust hat, ihre Ausbildung in Dänemark zum Abschluss zu bringen, ist nach den Erfahrungen der letzten Zeit mehr als fraglich. Zudem ihr dänischer Chef dieselben Charakterzüge wie Lügen-Lars aufweist.

Heute haben wir den 20. Februar 2014. Weder haben wir einen schriftlichen Fraflyttings-Rapport von Lügen-Lars erhalten, noch ist die Mietsicherheit, immerhin 1560 Euro, auf unserem Konto eingegangen.  Also war doch alles nur Bla, Bla…..

Wir hatten schon nach dem Lügen-Lars Einbruchsversuch Kontakt mit einem dänischen Anwalt aufgenommen. Die für Dänen kostenlose Rechtshilfe in Tønder hätte mindestens ein Vierteljahr für die erste Bearbeitung benötigt. Doch Anwälte zu finden ist schwer. Meine Frau hatte eine Anwältin in Padborg gefunden, die allein für das Verfassen einer Mail mit einem saftigen Kostenvorschuss eine Woche gebraucht hat. Wir lehnten dankend ihre zwiespältige Hilfe ab.  Die Art von Dänen kannten wir schon.

Somit versuchen wir Ausländer noch immer juristische Hilfe zu erhalten, aber dieses Mal von sicherer deutscher Seite aus.

Mittlerweile konnten wir sogar Lügen-Lars Vetter mit der großen Klappe identifizieren. Er wohnt bei Ringkøbing und ist Sozialpädagoge. Und sein Name schreibt sich wie der Lügen-Lars nur mit einem u anstatt einem v am Ende. Dänen können ja mehrfach im Leben ihren Namen ändern. Manche haben triftige Gründe dafür, die von Lügen-Lars kennen wir ja nun. Gut das es Facebook gibt. Da stand übrigens auch, das Lügen-Lars ein derart dummer Däne ist, dass er in Deutschland für 20000 Euro eine gebrauchte Mercedes S-Klasse gekauft hatte. Zu dumm nur das der Hochstapler die 50000 Euro an Luxusskat und Fahrzeugabgaben nicht hat. Nun steht der edle Schrotthaufen in einer Garage und rostet vor sich hin. Dummer Däne!

Dafür hat Lügen-Lars schon eine neue Anzeige für sein lille Hus geschaltet: suche Vollidioten der mein Leben zahlt. Irgendwie muss man ja das Geld für den Mercedes zusammenraffen.

Ein neuer Versuch eines Betrügers ein Opfer zu finden

Ein neuer Versuch eines Betrügers ein Opfer zu finden

Und nun wurde aus dem lille hus ein landejendom

Und nun wurde aus dem lille hus ein landejendom

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Wohnen in Dänemark Teil 2

Wir haben uns mittlerweile in Sønderjylland nach einem Wohnquartier umgesehen, nachdem meine Frau, mehr durch Zufall, dort einen Ausbildungsplatz gefunden hat. Eigentlich hatten wir Dänemark aufgegeben, weil es schier unmöglich war, einen Ausbildungsplatz in der Region AArhus zu ergattern. Auch etwas südlicher war die Suche nicht erfolgreich. Ob das nun allein daran lag, Ausländer zu sein oder daran, dass dänische Arbeitgeber ihre soziale Verantwortung lieber anderen, also dem Staat überlassen, mag dahin gestellt sein.

Meine Frau hat also einen Ausbildungsplatz. Sie schwärmt geradezu von Ihrem Chef und seiner Frau und dem mittezwanziger Kollegen, die wie sagt sie „einfach gut drauf sind“. Und das erste Mal keine Ausländerfeindlichkeit!

Dafür will kein Däne freiwillig in die Region Udkantsdanmark. Esbjerg kann ein Lied davon singen, wie gerne gut qualifizierte dänische Hoschulabsolventen sich dort niederlassen wollen.

Aber zurück zur Quartierssuche. Als Auszubildender sind bekanntlich die Finanzen nicht üppig, das gilt auch für Dänemark. Vielleicht nicht so hart wie in Deutschland, dafür ist Dänemark auch wesentlich teurer.

Wenn die Ausgaben also nicht im Dispokredit enden sollen, bedeutet das die Kosten im Auge zu behalten.  Sparen bei der Miete. Ist einfacher gesagt als praktisch möglich. Die Mietpreise in Syddänemark liegen bei acht bis zehn Euro den Quadratmeter. Manchmal geht es billiger. Aber billig ist manchmal nicht geil. Und es gibt in Dänemark, vor allem im Süden, reihenweise Vermieter, die entweder unseriös sind oder Schrott vermieten. Manche auch beides.

Eines dieser Exemplarer hatte ein Haus mit großer Garage in einem kleinen Kaff namens Bøgvad in einem lokalen Wochenblatt angeboten. Gut 3200 Kronen inklusive Wasser sind verlockend.

Hier die Bilder ohne Kommentar…..

Schaden und Zustandskatalog Bogvad

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Wohnen in Dänemark

Wohnen in Dänemark? Der geneigte Leser wird sich fragen, wo liegt der Unterschied zu beispielsweise Deutschland.

Während in Deutschland mehr als drei Monatskaltmieten als Mietsicherheit im gesetzlichen Rahmen sind, sieht die Sache in Dänemark anders aus. Klar, Dänemark ist teurer, in vielen Dingen. So auch in den Mieten. Wenn man in der Region Aarhus eine Mietwohnung sucht, stellt man als erstes fest, dass der Markt wenig hergibt. Das was vorhanden ist, ist entweder teuer oder runtergekommen oder beides. Die Qualität dänischer Mietwohnungen ist manchmal erschreckend.

Außerdem wollen dänische Vermieter beim Thema Mietsicherheit in der Regel richtig Geld sehen. Drei Monatskaltmieten sind normal. Dazu noch drei Kaltmieten vorausbezahlte Miete und dann natürlich die erste Monatsmiete. Macht summa summarum sieben!!! Mieten bevor man den Schlüssel sieht. Gut es gibt auch Vermieter die sich mit fünf oder sechs Mieten begnügen.

Und manchmal sind dänische Vermieter nicht unbedingt solvent, sprich beim Auszug läuft man seinem Geld hinterher. Sehr gerne wird die Mietsicherheit einbehalten, weil man nicht richtig oder nicht genug beim Auszug renoviert hat. Dänische Mietervereine können ein Lied davon singen. Allerdings kann man meistens die vorausbezahlte Miete abwohnen. Dann ist der Rest halt futsch.

Auch sind dänische Mietverträge in einigen Teilen ganz anders rechtlich wirksam als in Deutschland, wo fast jährlich vom Bundesgerichtshof mieterfreundliche Urteile im Bezug auf Renovierungspflichten gefällt werden. Bei dänischen Verträgen kann es einem passieren, dass man beim Auszug Sachen renovieren darf, die in Deutschland schon lange kein Thema mehr sind. Wer dann auf den Rechtsweg schielt, scheitert oft am dänischen Rechtssystem, das teilweise nicht so aufgebaut ist, wie in Deutschland und sündhaft teure Kosten verursacht. Die Kündigungsfristen sind ähnlich wie in Deutschland, wobei Dänen gerne Zeitverträge über zwei Jahre vorlegen. Nach Ablauf ist ein Neuvertrag oft kein Problem, wenn die Miete immer gezahlt wurde. Nachteilig ist oft ein Anstieg der Kaltmiete, der teilweise deftig ausfällt.

Was gibt es an Alternativen? Ferienwohnung, Wohnwagen auf einem Campingplatz, Wohnen auf Zeit?

Ferienwohnung oder Haus fällt den meisten wohl als erstes ein. In einer Nebensaison an einem abgelegenen Ort, wenn es für Dänen vollständig uninteressant ist, wird man zu regulären Preisen vielleicht etwas Bezahlbares finden. Wir haben den Dänen einfach eine feste, für uns akzeptable Summe genannt. Manche wiesen das Angebot brüsk zurück.

Gefunden haben wir eine Ferienwohnung in Hundslund zwischen Horsens und Odder. Die Ausstattung kann man als einfachst und funktionell bezeichnen. Im Schlafzimmer sind sechs Lampen vorhanden, aber man kann die Fenster nicht verdunkeln. In der Küche ohne Fenster gibt es eine alte Kaffeemaschine und einen Wasserkocher, einen Mixer oder so etwas sucht man vergebens. Einen Staubsauger gibt es auch nicht, die Betten haben rote und braune Flecken irgendwelcher Körperflüssigkeiten. Die Möbel würden in Deutschland auf dem Sperrmüll oder im Museum landen. In Dänemark  malt man sie an, mit Farbnasen selbstverständlich. Einen richtigen Kleiderschrank vermisst man auch. Im Wohnzimmer stehen zwei alte Bettgestelle, deren Federkerne sich einzeln beim Liegen nach oben drücken. Ein Sofa wäre glatter Luxus, weshalb es keines gibt. Den Tisch bekleidet eine fleckige Plastiktischdecke.

Aber immerhin gibt es zwei 21 Zoll Fernseher mit Flachbildschirm. Wohl dem, der keine Augenprobleme hat. Den vor sich hin lärmenden SAT Receiver des einen, hat der Hausherr durch das Gehäuse an die Wand geschraubt. Diebstahlsicher!

Geht etwas kaputt, wartet man wochenlang auf Leuchtmittel oder eine Woche auf einen Backofen, der durch das nächste Model vom Schrott ersetzt wird und das man selbst anschließen muss. Das rostige Teil wird zwar noch warm, aber stinkt auf Grund seines Alters bestialisch. Aber wenigstens durften wir die Waschmaschine der Hausherrin mitbenutzen. Und ich habe noch nie so viele Lampen in einem Zimmer gesehen. Der Maler hatte sich wohl mal am Altpapiercontainer bedient, was man an den verschiedensten Rauhfaserstrukturen  in einem Raum erkennen kann. Gekostet hat die spannende und interessante Zusammenstellung in einem alten Stallgebäude 570 Euro im Monat. Vergleichbare nehmen zwischen 800 und 1000 Euro, ohne mit der Wimper zu zucken.

Den Wohnwagen auf dem Campingplatz probiert seit Jahren ein Bekannter von uns aus. Eigenen Campingwagen vorausgesetzt hat man zumindest in der Nebensaison seine Ruhe. Kosten pro Monat gut 350 Euro.

Mittlerweile befinden sich viele Dänen in der Kreditklemme und ihnen fehlt es an Geld. Was liegt also näher, zu einem Freund oder den Eltern zu ziehen und die eigenen vier Wände auf dem Mietmarkt anzubieten. Bei Boligportal.dk findet man Wohnungen auf Zeit, die in AArhus zwischen 333 und 533 Euro monatlich kosten und sich mit Mietnebenkosten in einem überschaubaren Rahmen halten. Zumindest auf den Bildern im Internet sieht die Inneneinrichtung der Angebote besser aus, als in unserer Ferienbehausung. Aber Anfang des Jahres, als wir suchten, gab es kaum derartige Angebote. Also ist immer vergleichen und beobachten des Marktes eine Überlegung wert.

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Wie fremdenfeindlich ist Dänemark?

Die Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten. Wenn man einen Dänen danach befragt schaut er erst einmal erschrocken, nein Dänen seien keine Nazis. Dänen seien allenfalls sehr kritisch gegenüber Ausländern. Oftmals hört man auch Dänemark sei halt ein kleines Land und auf sich selbst angewiesen. Wirtschaftlich betrachtet braucht Dänemark das Ausland für Importe und natürlich Exporte, zumal in wirtschaftlichen Krisen, wie im Augenblick, der private Konsum in Dänemark nicht rund läuft.

Gesellschaftlich betrachtet sieht die Sache relativ aus. Viele Dänen fürchten zur Zeit selbst um ihren Arbeitsplatz. Ausländer, auch EU-Ausländer, sorgen für erhebliche Druck beim Lohngefüge. Viele Ausländer arbeiten zu Preisen die für einen Dänen inakzeptabel sind, zu Bedingungen die Dänen nur unter großem Druck annehmen würden. Zudem hat der Däne gelernt, der Samfund läuft Gefahr überfremdet zu werden. Fernsehsender wie TV2, im Vorstand hat Dansk Folkeparti Sitze,  wiederholen das so lange, bis auch ein weltoffener und liberaler Däne langsam ins Zweifeln gerät. Auch einige Tageszeitungen wie zum Beispiel die angeblich so seriöse Jyllands Posten, hauen gerne auflagenwirksam auf dem Niveau der Bild-Zeitung  in die Kerbe.

Es gab da mal ein kleines Land

Schon Anfang 2000 erklärte der damalige sozialdemokratischer Ministerpräsident Poul Nyrup Rasmussen, dass die Nachzugsregelungen für Familienangehörige von in Dänemark lebenden Ausländern verschärft werden sollten. Aufgrund einer Gesetzesnovelle sollten nur noch langjährige dänische Staatsbürger Lebenspartner oder Angehörige ins Land holen dürfen. Nach altem dänischem Recht war ein Familiennachzug nach drei Jahren möglich.

Die Abwende vom Land der Menschenfreundlichkeit und des liberalen Grundgedankens läutete endgültig die Folketingswahl 2001 in Form eines Wahlversprechens ein. Die konservativ-rechtsliberale Koalitionsregierung unter Fogh Rasmussen verabschiedete mit den Stimmen der Dansk Folkeparti am 31. Mai 2002 eine Änderung in den Einwanderungsgesetzen die am 01. Juli 2002 in Kraft trat und zu den schärfsten Einwanderungsgesetzen in Europa gehören. Durch diese Reform war sich Fogh Rasmussen der Unterstützung der rechtspopulistischen Dansk Folkeparti als Mehrheitsbeschafferin für andere Regierungsprojekte über gut zehn Jahre sicher.

Offensichtlich hatte die Dansk Folkeparti damit die Stimmung unter den Dänen richtig getroffen. Bei der Folketingswahl 1998 erreichte Sie erstmals 7,4 Prozent mit ihrem Parteiprogramm, dass aus einer Mischung aus EU-kritischer Haltung, Ausländerfeindlichkeit und sehr bürgerlich-konservativen Ansichten bestand.  Selbst bezeichnet sich die Dansk Folkeparti als eine Partei des Zentrums.

Die Folketingswahl 2001 bescherte der Dansk Folkeparti dann 12 Prozent und 22 Sitze im Parlament, wodurch sie zur drittstärksten Partei und Mehrheitsbeschafferin  für Fogh Rasmussen wurde.

2007 wurde mit einem offen als diskriminierend  bezeichneten Parteiprogramm bei der Wahl zum Folketing mit 13,9 Prozent das beste dänische Wahlergebnis eingefahren.

Die Europawahl 2009 führte sogar zu 15,1 Prozent.

Erst die Folketingswahl 2011 setzte dem Spuk mit 12,3 Prozent ein Ende. Mitten in der Wirtschaftskrise war den Dänen wohl aufgefallen, dass die deutschen Touristen lieber ohne Grenzkontrollen in das nach außen hin marketingtechnisch so liberale und menschenfreundliche Dänemark reisen wollten. Viele Urlauber stornierten aus Protest über die EU-Feindlichkeit der nördlichen Nachbarn ihre überteuerten Ferienhäuser und fuhren lieber nach Mecklenburg-Vorpommern.

2013 findet sich die Dansk Folkeparti auf den Plätzen der Opposition wieder. Die Haltung vieler Dänen hat sich allerdings nicht verändert. Die gesellschaftliche Akzeptanz von mehr oder weniger offener Fremdenfeindlichkeit ist eher gestiegen. Zu groß ist die Gefahr des Arbeitsplatzverlustes und damit der Verlust von materiellen Werten und des sozialen Ansehens für die egoistischen Dänen.

In den Jahren vor der letzten Wahl wurde in den Medien unter dem Motto „SKAT rykker ud“ offen zu einer Hetzjagd auf die lohnbrechenden, sozialschmarotzenden und steuerbetrügenden Ausländer aufgerufen. Mal kreuzten die Skat-Mitarbeiter vor laufenden TV2 Kameras auf privaten Firmenparkplätzen auf der Suche nach ausländischen Kennzeichen herum, um dann in den Personalabteilungen der Firmen unangenehme Fragen zu stellen, mal wurden in Großstädten ganze Straßenzüge abgesperrt um gezielt Ausländer zu überprüfen. Die Bilder von Grenzkontrollen, die selbst bei der Ausreise erfolgten, flimmerten abendlich in die dänischen hyggeligen Wohnzimmer.

All das und die fremdenfeindliche Berichterstattung von Jyllands Posten führten in dem Jahr vor der Wahl zu einer angespannten Stimmung im Staate Dänemark. Ausländer fühlten sich diskriminiert und mussten Angst haben, auf Basis der 2007 noch einmal verschärften Ausländergesetze, kriminalisiert zu werden. Dänen sahen in Ausländern oft nur Kriminelle, die jederzeit und überall in Wohnungen und Wochenendhäuser einbrechen und alles mitgehen lassen was nicht niet- und nagelfest war, was ihnen der morgendliche Blick in die Zeitung zu bestätigen schien.

Hinzu kam der Umstand, dass Dänen in den Jahren des wirtschaftlichen Aufschwunges, ab etwa 2002, keine Bereitschaft mehr hatten, niedrige Arbeiten zu schlechten Konditionen zu übernehmen. Oder an Orten zu arbeiten, die für Dänen undenkbar wären,  beispielsweise an der Westküste. Stattdessen setzten die dänischen Arbeitgeber auf billige Ausländer. Für einen Dänen war es unzumutbar beim Discounter an der Kasse zu sitzen, Feldarbeiten auszuführen oder schwere Arbeiten zu erledigen. Nein dafür gab es ja Ausländer.

Was sagte vor einiger Zeit ein Däne in der Klasse meiner Frau, als es darum ging, schwere Baumschulkisten übereinander zu stapeln und ihm die Arbeit zu schwer wurde: Dann holen wir uns eben einen billigen Polaken!

Dänemark 2013

War bis vor ungefähr drei Jahren die Fremdenfeindlichkeit vor allem auf offensichtliche Ausländer und Asylanten beschränkt, gilt sie heute auch EU Bürgern gegenüber. Man stellt beispielsweise lieber einen schlecht oder gar nicht ausgebildeten Dänen ein, der vor allem egoistisch auf seinen Vorteil schaut, als einen besser ausgebildeten Ausländer. Nur wenn Arbeitgeber wirklich keinen Dänen finden können der adäquat ist, tendiert man zum Ausländer. Oder besetzt die Stelle halt nicht. Für viele gut ausgebildete Ausländer bedeutet dies den Abstieg in prekäre Arbeitsverhältnisse.

Wir selbst haben Hass auf Ausländer nicht erlebt. Nennen wir es Neutralität und große Distanz gepaart mit großem Egoismus. Spricht man einen Dänen auf Dänisch an, reagiert er neutral bis distanziert. Mehr nicht. Man selektiert allenfalls danach, ob das Gegenüber einem nützlich sein könnte, sprich etwas hat, was der Däne brauchen könnte. Kommt der Däne zum Schluss das Gegenüber hat nichts, ist die Sache für ihn erledigt und er neigt eher zu Unfreundlichkeit als im umgekehrten Fall. Ansonsten bleiben Dänen unter sich. Was sagte vor einiger Zeit ein Däne: Wir haben unsere Freunde und Familien. Ausländer brauchen wir nicht!

Vor mehreren Monaten las ich einen Artikel im Spiegel über ausländische Studenten in Kopenhagen. Fazit war, dass Ausländer und Dänen jeweils unter sich bleiben.  Ich hab vor einiger Zeit in einem dänischen Unternehmen gearbeitet, dass im großen Stil Waren aus Fernost importiert und den Billigschrott teuer weiterverkauft. Von gut zehn Mitarbeitern waren  und blieben sechs äußerst distanziert. Vier waren wohl neugierig und ließen sich vereinzelt auf Gespräche ein. Wohl auch weil sie merkten, dass man durchaus des dänischen mächtig war. Für den Rest blieb man nur der Drecksdeutsche, auf dänisch lorttyske.

Als ich die Vier fragte, woher die Distanz und Reservierung käme, antworteten eigentlich alle damit, man habe Angst davor, seinen Arbeitsplatz an Ausländer zu verlieren. Und eigentlich auch kein Verständnis, warum ein Däne nicht den Job machen würde. Meine Antwort war, weil Ausländer billiger als Dänen sind und die Arbeit machen, zu den Dänen keine Lust haben.  Die Reaktion der Dänen war nur schweigen.

Unterstrichen wird die dänische Distanz durch die in den letzten Jahren erfolgten Veränderungen im Ausländerrecht. Viele Gesetze und Verordnungen haben nur den Zweck, den Zuzug von Ausländern zu erschweren oder sogar zu verhindern. Liberalere Dänen sind oft erschrocken, wenn sie mit ihren eigenen Gesetzen konfrontiert werden und helfen wollten. Zwar hat die mitte-links Regierung 2012 das Einwanderungsrecht etwas gelockert, jedoch ist es für Ausländer nach wie vor schwer Fuß zu fassen. Wer keinen festen Arbeitsvertrag hat, hat es sehr schwer!

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Die Jagd beginnt mal wieder

Schon lange ärgern sich dänische Spediteure über ausländische Kollegen die in Dänemark unterwegs sind. Nicht nur das ihnen der Frachtauftrag von Hamburg ins gemütliche Dänemark von günstigen Ausländern weg geschnappt wird. Nein die Ausländer erhalten jetzt auch noch Folgeaufträge und transportieren Waren innerhalb Dänemarks.  Das geht zu weit! Reichte es bislang einigen dänischen Fahrern noch in Padborg die Reifen der Privatfahrzeuge von Polen, Bulgaren und Rumänen gleich parkplatzweise zu zerstechen, wird die Jagd jetzt anonym aufgenommen.

Und weil die Politik nichts unternimmt, unternehmen jetzt die dänischen Spediteure und Fahrer etwas. Sie haben ein “Forschungsprojekt” an einer schwedischen Universität zusammen mit den Gewerkschaftern von 3F initiiert.  Dessen Ziel ist ein Smartphone App, in das die dänischen Lastwagenfahrer das Kennzeichen des Ausländers eingeben können. Diese Daten werden zusammen mit den GPS Daten an den Server in Schweden übermittelt. Wird das Kennzeichen dann innerhalb von etwa drei Tagen noch einmal an einem anderen Ort eingegeben, sei das ein Indiz für Piratkørsel (Kabotagebestimmungen). Und der sei in Dänemark nun einmal verboten.

Wie das ganze aussehen soll, kann man hier finden:

http://www.fagbladet3f.dk/temaer/piratkoersel/f139532b7aa74034b01acf98ac359f7a-20130427-chauffoerer-i-tusindtal-tjekker-piratkoersel

Allerdings fragt man sich, wer für den Piratkørsel verantwortlich ist? Wohl kaum der Bulgare am Steuer des LKW`s. Eher der dänische Unternehmer, der die Spedition beauftragt und so eine Menge Geld spart. Und manchmal ist es eben nur die ausländische Tochter eines dänischen Unternehmens, die die Aufträge an die Billigkonkurrenz erteilt. Nur das vergessen die Dänen gern einmal vor lauter wirtschaftlichem Egoismus.

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Der neueste Gag. Philippinen als Lastwagenfahrer

Offensichtlich ist Geiz noch immer zu geil im Staate Dänemark.  Ein baltisches Speditionsunternehmen hat 100 Philippinen eingestellt, die als LKW-Fahrer  in Skandinavien auf den Straßen unterwegs sind. Waren es sonst Rumänen, Bulgaren oder Russen die für Lau gearbeitet haben, kommen nun Asiaten die für 8000 Kronen im Monat nur mit englischen Sprachkenntnissen unterwegs sind.  Das bringt den Markt der dänischen Spediteure noch mehr unter Druck. Verdient ein dänischer Fahrer doch gut der Vierfache im Monat.  Viele dänische Spediteure haben schon länger ihre Fahrzeuge in Deutschland oder gleich in anderen Niedriglohnländer “exportiert”.

Letztlich wird bei der neuerlichen Diskussion wieder eines vergessen: es sind dänische Unternehmen die sich Waren liefern lassen und Druck auf den Zulieferer ausüben können. Zugegeben der Preis wird höher, aber was wollen die Dänen denn nun? Geiz um jeden Preis, auf Kosten des staatlichen Sozialsystems oder Preise unter denen ein  Däne beschäftigt werden kann? Und es sind  dänische Unternehmen die lieber den günstigeren dänischen Spediteur  mit Sitz im Ausland beauftragen um Kosten zu sparen. Der Samfund zahlt es ja.

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