Wohnen in Dänemark

Wohnen in Dänemark? Der geneigte Leser wird sich fragen, wo liegt der Unterschied zu beispielsweise Deutschland.

Während in Deutschland mehr als drei Monatskaltmieten als Mietsicherheit im gesetzlichen Rahmen sind, sieht die Sache in Dänemark anders aus. Klar, Dänemark ist teurer, in vielen Dingen. So auch in den Mieten. Wenn man in der Region Aarhus eine Mietwohnung sucht, stellt man als erstes fest, dass der Markt wenig hergibt. Das was vorhanden ist, ist entweder teuer oder runtergekommen oder beides. Die Qualität dänischer Mietwohnungen ist manchmal erschreckend.

Außerdem wollen dänische Vermieter beim Thema Mietsicherheit in der Regel richtig Geld sehen. Drei Monatskaltmieten sind normal. Dazu noch drei Kaltmieten vorausbezahlte Miete und dann natürlich die erste Monatsmiete. Macht summa summarum sieben!!! Mieten bevor man den Schlüssel sieht. Gut es gibt auch Vermieter die sich mit fünf oder sechs Mieten begnügen.

Und manchmal sind dänische Vermieter nicht unbedingt solvent, sprich beim Auszug läuft man seinem Geld hinterher. Sehr gerne wird die Mietsicherheit einbehalten, weil man nicht richtig oder nicht genug beim Auszug renoviert hat. Dänische Mietervereine können ein Lied davon singen. Allerdings kann man meistens die vorausbezahlte Miete abwohnen. Dann ist der Rest halt futsch.

Auch sind dänische Mietverträge in einigen Teilen ganz anders rechtlich wirksam als in Deutschland, wo fast jährlich vom Bundesgerichtshof mieterfreundliche Urteile im Bezug auf Renovierungspflichten gefällt werden. Bei dänischen Verträgen kann es einem passieren, dass man beim Auszug Sachen renovieren darf, die in Deutschland schon lange kein Thema mehr sind. Wer dann auf den Rechtsweg schielt, scheitert oft am dänischen Rechtssystem, das teilweise nicht so aufgebaut ist, wie in Deutschland und sündhaft teure Kosten verursacht. Die Kündigungsfristen sind ähnlich wie in Deutschland, wobei Dänen gerne Zeitverträge über zwei Jahre vorlegen. Nach Ablauf ist ein Neuvertrag oft kein Problem, wenn die Miete immer gezahlt wurde. Nachteilig ist oft ein Anstieg der Kaltmiete, der teilweise deftig ausfällt.

Was gibt es an Alternativen? Ferienwohnung, Wohnwagen auf einem Campingplatz, Wohnen auf Zeit?

Ferienwohnung oder Haus fällt den meisten wohl als erstes ein. In einer Nebensaison an einem abgelegenen Ort, wenn es für Dänen vollständig uninteressant ist, wird man zu regulären Preisen vielleicht etwas Bezahlbares finden. Wir haben den Dänen einfach eine feste, für uns akzeptable Summe genannt. Manche wiesen das Angebot brüsk zurück.

Gefunden haben wir eine Ferienwohnung in Hundslund zwischen Horsens und Odder. Die Ausstattung kann man als einfachst und funktionell bezeichnen. Im Schlafzimmer sind sechs Lampen vorhanden, aber man kann die Fenster nicht verdunkeln. In der Küche ohne Fenster gibt es eine alte Kaffeemaschine und einen Wasserkocher, einen Mixer oder so etwas sucht man vergebens. Einen Staubsauger gibt es auch nicht, die Betten haben rote und braune Flecken irgendwelcher Körperflüssigkeiten. Die Möbel würden in Deutschland auf dem Sperrmüll oder im Museum landen. In Dänemark  malt man sie an, mit Farbnasen selbstverständlich. Einen richtigen Kleiderschrank vermisst man auch. Im Wohnzimmer stehen zwei alte Bettgestelle, deren Federkerne sich einzeln beim Liegen nach oben drücken. Ein Sofa wäre glatter Luxus, weshalb es keines gibt. Den Tisch bekleidet eine fleckige Plastiktischdecke.

Aber immerhin gibt es zwei 21 Zoll Fernseher mit Flachbildschirm. Wohl dem, der keine Augenprobleme hat. Den vor sich hin lärmenden SAT Receiver des einen, hat der Hausherr durch das Gehäuse an die Wand geschraubt. Diebstahlsicher!

Geht etwas kaputt, wartet man wochenlang auf Leuchtmittel oder eine Woche auf einen Backofen, der durch das nächste Model vom Schrott ersetzt wird und das man selbst anschließen muss. Das rostige Teil wird zwar noch warm, aber stinkt auf Grund seines Alters bestialisch. Aber wenigstens durften wir die Waschmaschine der Hausherrin mitbenutzen. Und ich habe noch nie so viele Lampen in einem Zimmer gesehen. Der Maler hatte sich wohl mal am Altpapiercontainer bedient, was man an den verschiedensten Rauhfaserstrukturen  in einem Raum erkennen kann. Gekostet hat die spannende und interessante Zusammenstellung in einem alten Stallgebäude 570 Euro im Monat. Vergleichbare nehmen zwischen 800 und 1000 Euro, ohne mit der Wimper zu zucken.

Den Wohnwagen auf dem Campingplatz probiert seit Jahren ein Bekannter von uns aus. Eigenen Campingwagen vorausgesetzt hat man zumindest in der Nebensaison seine Ruhe. Kosten pro Monat gut 350 Euro.

Mittlerweile befinden sich viele Dänen in der Kreditklemme und ihnen fehlt es an Geld. Was liegt also näher, zu einem Freund oder den Eltern zu ziehen und die eigenen vier Wände auf dem Mietmarkt anzubieten. Bei Boligportal.dk findet man Wohnungen auf Zeit, die in AArhus zwischen 333 und 533 Euro monatlich kosten und sich mit Mietnebenkosten in einem überschaubaren Rahmen halten. Zumindest auf den Bildern im Internet sieht die Inneneinrichtung der Angebote besser aus, als in unserer Ferienbehausung. Aber Anfang des Jahres, als wir suchten, gab es kaum derartige Angebote. Also ist immer vergleichen und beobachten des Marktes eine Überlegung wert.

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