Dänische Wohnimpressionen in Sønderjylland

Nachdem ich im ersten Teil ein nettes dänisches Anwesen beschrieben habe, das eine echte Rarität darstellt, nur so am Rande, der Vermieter hat einen Dänen gefunden, der diesen gesundheitsgefährdenden “Kernschrott” mietet, geht es in diesem Teil nicht nur um bauliche Mängel, sondern um dänische Vermieter.

Ein im Einzelfall zwar besonderes Exemplar der Gattung Vermieter, auf ganz Dänemark betrachtet, jedoch durchaus ein Normalfall nennt sich Lars Faurskov-Jensen und wohnt im beschaulichen Vejle.

Wir haben Lars kennengelernt, als er sein kleines Haus mit 89 Quadratmetern in Sondernæs bei Skærbæk vermieten wollte. Seine Anzeige fanden wir im lokalen Wochenblatt und riefen ihn an. Damit begann das Kuriosum. Mal hieß er Faurskov, mal Jensen, mal beides. Und dann war da noch seine Frau Tove Rasmussen, über die der Kontakt lief. Tove und Lars wollten im Grunde nicht telefonieren, nur SMS war ihre Leidenschaft. Als wir fragten, wo genau das Mietobjekt denn zu finden wäre, wollten sie uns eine Schnitzeljagd verkaufen. Die Adresse würden wir kurz vor dem Besichtigungstermin per SMS erhalten.

Also erhöhten wir den Druck und bekamen doch die Adresse, zwar per Mail aber immerhin. Als wir dann noch nachfragten, wer vorher dort gewohnt hatte, bekamen wir eine Mail: Lars hat vorher dort gewohnt. Mit freundlichen Grüßen Lars.

Dass der Mieter vorher ein ganz anderer war und die beiden sich widersprachen und verplapperten steht noch auf einem anderen Papier.

Wir waren zum Besichtigungstermin früher gekommen und nutzen die Zeit um das Mietobjekt in Ruhe von außen zu studieren.

Das Haus war von außen vor nicht allzu langer Zeit dünn verputzt worden, hatte schon Kunststofffenster, das Dach bestand aus Eternitplatten. Außenbeleuchtung gab es nicht. Der Briefkasten baumelte traurig an einem Holzstamm. Sonst machte das Anwesen einen wenig freundlichen und depressiven Eindruck, der sich viel später noch bestätigen sollte.

Der Stall war vom letzten Orkan schwer getroffen worden. Die gammligen alten Fenster waren teilweise zertrümmert, im Eternitdach fehlten reihenweise Platten, teile des Mauerwerks waren herausgebrochen. Die Tür hing nur noch lustlos in den Angeln. Auf dem Grundstück gab es zwei große Müllhaufen, die wohl mal jemand versucht hatte anzuzünden. Das Gras war schon länger nicht mehr gemäht worden.

Dann kamen Lars und Tove in ihrem silbernen E-Klasse Mercedes mit vollkommen abgefahrenen Winterreifen, die später noch einmal wichtig werden.

Tove zu beschreiben ist einfach. Hager und mit den Nerven kurz vor dem Ende.

Anders Lars: er begann sofort wie ein wilder hektisch auf uns einzureden. Da das Wetter aber nicht zum Verweilen draußen einlud, öffnete er immerhin die Haustür, eher weil ihm und seiner Frau kalt war.

Innen machte das Haus einen ordentlichen Eindruck, kein Schimmel! Keine Spritzer einer undefinierbaren Flüssigkeit an Decken und Wänden und sogar die Tapeten waren noch an ihrem Platz. Gut der letzte Anstrich war nicht gestern und die Küche war auch nicht wie in der Anzeige neu instandgesetzt, aber immerhin war das Haus bewohnbar. Und dann waren ja noch die Kunststofffenster. Lars wies immer wieder auf die gute dänische Qualität hin. Primo sei einer der besten dänischen Hersteller. Also öffneten und schlossen wir ein Fenster nach dem anderen. Gut im Flügel war der Schmutz der Jahre und der Orkan hatte so viel Dreck an die Fensterscheiben geworfen, dass man kaum draußen etwas erblicken konnte. Aber das kann man ja reinigen. Und dann hat man wieder gute dänische Fenster. Trotzdem versuchte ich zu hinterfragen, wann er den Einbau vorgenommen hatte. Ja so ungefähr vor drei bis vier Jahren. Tatsächlich wies der Datumsstempel in den Isofenstern das Jahr 2001 aus.

Nach der Besichtigung ging es in den Stall. Es gab sogar Licht, dazu zwei Schrottautos, die ihre Flüssigkeiten schon lange ins Erdreich verloren hatten und viele Kisten mit alten kaputten Autoteilen.

Im vorderen Stallteil standen die Überreste des letzten Bewohners und es gab eine verschlossene, geheimnisvolle Tür, die im vollkommenen Gegensatz zu dem arg sanierungsbedürftigen Rest stand.

Lars fingerte den Plastikschlüssel hervor und öffnete. Also traten wir ein und erblickten das Geheimnis, das man gut behüten sollte. Eine Ölheizung von 1976. Ein Teil der Rohre war notdürftig isoliert, der andere Teil heizte den Raum auf. Gut da stand ja noch der Heizöltank, mit 1200 Litern nicht gerade üppig bemessen. In Deutschland hätte jeder Schornsteinfeger sein Notizbüchlein gezogen und danach die Anlage still gelegt.

Immerhin war der Brenner schon von 1995. Den Brandspuren am Kessel zu urteilen nach war sein Vorgänger einfach abgebrannt und hatte sich seines trostlosen Lebens ohne Wartung entzogen.

Trotzdem verkündete Lars immer wieder, dass die Anlage äußerst sparsam sei und nur 1600 Liter Heizöl im Jahr verbrauchen würde. Tja sparsam war sie, aber aus einem ganz anderen Grund.

Mit im Raum hatte ein dänischer Fachmann einen polnischen Warmwasserboiler montiert. Er stand auf der höchsten Stufe, wohl auch weil der Regler festkorrodiert und voller Rost war. Die Zu- und Ablaufleitungen waren natürlich unisoliert. Aber Lars meinte ja, das sei alles 100 Prozent dänische Qualität, die zu 100 Prozent funktioniert. Und noch ganz neu instandgesetzt.

Nachdem die kleine dänische Lügenstunde vorbei war, berieten wir uns, ohne Lars und Tove, die noch einem jungen Dänenpärchen ihre Lügengeschichten auftischten, was wir machen sollten.

Nach einigem Hin-und Her, wir brauchten bis Anfang Dezember eine neue Bleibe, stellten wir unsere Bedingungen. Wir haben einen Kaminofen und wollten ihn auch anschließen. Nach einiger Überzeugungsarbeit das der Anschluss fachgerecht ausgeführt wird, stimmte Lars zu. Auch wollten wir den Stall nutzen. Ja meinte Lars, im Grunde kein Problem, den vorderen Teil ohne Fenster könnten wir schon haben. Aber wir wollten auch den hinteren Teil nutzen. Erst nachdem Tove auf ihren Mann mit Nachdruck einredete, lenkte er ein.  Klar wo sollte er mit seinen Autowracks hin? Im Geiste sah er schon den Schrotthändler, der sich beim Schreiben der Rechnung die Hände rieb….

Somit wurden wir handelseinig. Leider! Die beiden anderen Interessenten hatten klugerweise das Lügenschauspiel der beiden durchschaut und waren in ihrem tiefergelegten BumBum-Golf den unbefestigten Weg von dannen gehüpft.

Anfang Dezember zogen wir also ein. Der Mietvertrag war gekommen, die Mietsicherheit auf ein Konto überwiesen. Zur Übergabe fuhren unsere dänischen Lügenbarone mit einem uralten, klapprigen Mercedes 208 vor. Immerhin hatte das gute Stück eine Ladebordwand. Unter lautem Stöhnen schleppten sie dann diverse Gegenstände der Vormieterin in den Schrotthaufen. Noch lauter als die beiden knarrte sehr bedenklich nur die Ladebordwand. Oder waren das die kaputten Stoßdämpfer des Transporters, der hinten sehr tief hing?

Zurück blieben ein Briefkasten- und zwei Hausschlüssel. Nein mehr habe er nicht, sagte Lars. Und noch viel Spaß wünschten sie uns. Nun standen wir also in unserem neuen Haus und machten in den ersten beiden Stunden unzählige Bilder vom Haus, dem Stall und dem Grundstück. Irgendwie trauten wir den Beiden nicht. Dass wir schon bald die Bilder brauchen würden, wussten wir da noch nicht.

Der dänische Mietvertrag wies eine zweiwöchige Frist zum Nachmelden von Mängeln und Schäden an der Mietsache aus. An sich eine gute Sache. So hat der Mieter beim Auszug nicht das Problem, für die Reparatur von Sachen aufkommen zu müssen, für die er nicht die Verantwortung trägt. Wir fanden einige Mängel. Manche waren minder schwer, einige jedoch nicht. In einem Raum, nennen wir es das Büro, ging die Heizung nicht. Das Ventil am Heizkörper ließ sich nicht mehr regeln. Fest korrodiert war es nicht. Gut Sache des Vermieters! Im Schlafzimmer blieb es auch kalt. Hier half etwas Rostlöser am Ventil und es wurde warm.

Am Morgen nach dem Einzug war das ganze Haus kalt. Die Heizung war ausgefallen. Nach einigen Überlegungen, Sonntag, dänische Heizungsbauer arbeiten da nicht, der Vermieter gut 100 Kilometer weg, beschlossen wir die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Letztlich war es in der Primitivsteuerung der Heizung eine kalte Lötstelle. Nachgelötet und die Anlage produzierte Wärme. Bei der Gelegenheit stellten wir fest, dass eine witterungsgeführte Regelung gar nicht vorhanden war. Die einzige Regelung bestand aus der manuellen  Regulierung der Kesseltemperatur. Wenn man sie denn regulieren könnte! Nachdem der Deckel wieder so montiert war, dass die Haltefedern darunter verbunden waren, war auch das Problem gelöst. Aber mehr als ein oder aus konnte die Heizung nicht! Aber sie verbraucht ja nur 1600 Liter!

Auch die Sache kam auf die Mängelliste, die immer länger wurde.  Wir haben sie kurz vor Ablauf der Zweiwochenfrist an Toves Mailadresse in die Stadtverwaltung von Vejle geschickt. Gehört haben wir erst Wochen später wieder etwas.

Mittlerweile war der zweite Orkan über Sonderjylland hinweggefegt. Am Stall fehlten noch mehr Dachplatten, das ganze Dach war nicht mehr fest verankert. Mauersteine lagen herum und die wenigen Fensterscheiben waren auch ein Opfer des Orkans. Unglücklicherweise hatte der Wind auch die Scheiben des Heizungsraumes eingedrückt. Die dänische Tierwelt würde sich über die neue Wärmequelle sicher freuen, wir jedoch nicht und reparierten das Fenster mit 4 Dübeln und zwei Holzleisten. So fest saß das Fenster vermutlich seit der Montage 1964 nicht mehr.

Warum auch immer, waren wir so klug gewesen und hatten keinen Tankwagen zum Füllen des Heizöltanks kommen lassen. Zugegeben abschreckend war auch der Preis der Dänen für Heizöl gewesen. Für 1000 Liter hätten wir fast 2000 Euro zahlen sollen.

Also schleppten wir alle paar Tage drei 20-Literkanister Heizöl aus Deutschland heran und kippten den Inhalt in den fast leeren Tank, den Lars leer übergeben hatte. Natürlich! Bei moderaten Außentemperaturen und dem nicht beheizbaren Büro lag der Verbrauch für  Heizöl zwischen 8 und 9 Litern pro Tag. Eine Nachtabsenkung kannte die Anlage nicht, also ging  man abends, wie ein Nachtwächter, von Raum zu Raum und drehte die Heizkörperventile herunter. Morgens dann das ganze Spiel nur andersherum.

Nach dem Orkan ist manchmal vor dem Orkan. Der Wind hatte diesmal die Fensterscheiben der guten dänischen Primofenster  derart verdreckt, dass man um eine Reinigung nicht herum kam. Hätten wir das lieber nicht gemacht. Jetzt war zwar der Dreck im Rahmen und von den Isofenster-Scheiben weg. Dafür sah man, das dreiviertel aller Fensterscheiben im Haus blind waren. Blinde Isofenster haben keine isolierende Wirkung mehr.  War das die Erklärung, warum das Haus kaum auf über 20 Grad beheizt werden konnte?

Lügen-Lars hatte doch extra auf die gute nachträgliche Isolierung der Wände und des Daches hingewiesen! Beim letzten Orkan hatte der Winddruck diverse Lüftungsventile in den Mauern nach innen gedrückt oder das Plastikgitter war mangels Befestigung weggeflogen. Wir nutzten die Gelegenheit den Wandaufbau näher zu studieren. Auf der Außenwand war keine Isolierung aufgebracht worden. Dafür hatte ein dänischer Spezialist die Räume an der Innenseite der Außenwand mit 5 Zentimetern Mineralwolle gedämmt, darauf dann eine Dampfbremse und zum Schluss Gipskartonplatten geschraubt. Dass die Dampfbremse natürlich überall durchbohrt war, versteht sich bei diesem Wandaufbau fast von selbst.

Wir verfassten abermals diverse Mails, schrieben und fotografierten was das Zeug hielt und bekamen nie eine Antwort.

Keine Antwort kam auch auf die merkwürdigen Geräusche aus der Zimmerdecke von Schlafzimmer, Bad und Küche. Kurz nach dem Einzug wurde ich nachts wach, irgendetwas lief über die Zimmerdecke, manchmal sprang es auch fröhlich herum. Hm, wie kann etwas auf einer gut isolierten Zimmerdecke so herumhüpfen, dass man davon wach wird?

Nachdem wir in der Abstellkammer die Revisionsklappe geöffnet hatten, sahen wir erst mal nur Dämmung, 10 Zentimeter, immerhin! Das konnte also nicht die Lösung gewesen sein. Des Rätsels Lösung ergab sich Tage später, als wir die unheimlich modernen Lampen an den Zimmerdecken, deren 60 Watt Glühlampen allabendlich zur Erwärmung der Räume und zu einer saftigen Stromrechnung beitrugen, gegen moderne LED Lampen auswechseln wollten. Es gab eine Zwischendecke! Das war also die Lösung. Allerdings war damit die nächtliche Ruhestörung nicht beseitigt. Also schrieben wir wieder eine Mail. Nach Tagen kam sogar eine Antwort. Wir sollten doch bitte auf eigene Kosten Mausefallen kaufen und auf dem Dachboden aufstellen. Das sahen wir nicht so. Die Tiere kamen von außen über Zwischenräume der Eternitplatten ins Dachgeschoß. Und von dort weiter. Also das Problem des Vermieters. Eine Antwort kam nicht. Natürlich!

Keine Antwort kam auch kurz vor Weihnachten, als der Abwassertank voll war und es im ganzen Haus nach Fäkalien stank und wir weder die Toilette noch die Dusche nutzen konnten, weil das Wasser nicht ablief. Das man nicht Abwaschen kann, ist nur eine Nebensache. Vom vollen Abwassertank und der vollen Toilette haben wir wieder Bilder geschossen und an Lügen-Lars und seine Angetraute geschickt. Von Toves Mailadresse kam nur eine Abwesenheitsnotiz mit dem Hinweis, man sei erst ab 04. Januar 2014 wieder erreichbar.

Am 24. Dezember, Weihnachten, nach des Dänen Geburtstag der zweitwichtigste Tag, hatten wir die Nase endgültig voll. Einen dänischen Handwerker an solch einem Feiertag aufzutreiben ist schier unmöglich. Lügen-Lars hatte sich verabschiedet und das Taten auch wir und fuhren entnervt nach Deutschland um dort Weihnachten zu verbringen. Die Aussicht auf drei Tage ohne Toilette und Dusche und ohne Essen war nicht verlockend. Wir bedankten uns bei unseren Vermietern mit einer sehr unfreundlichen Mail. Und siehe da, die Abwesenheitsnotiz kam nicht. Also war unsere letzte Mail mit dem Hinweis auf den vollen Abwassertank doch gelesen worden!

Am 27. Dezember erschienen dann urplötzlich die beiden Lügenbarone in einem blauen Punto und trafen sich mit Handwerken und dem Versicherungsvertreter um die Schäden am Stall zu begutachten. In einer der diversen Mails hatten wir darauf hingewiesen, dass wir den Stall nicht nutzen können, da Fenster und Türen fehlen, das Dach in Teilen einen ungetrübten Blick auf den dänischen Himmel gewährte und manche Räume gar Einsturz gefährdet sind. Also sollte heute zumindest das Problem gelöst werden. Wobei wir uns jedoch irrten, erst Mitte Januar 2014 fing der Dachdecker damit an das Dach zu reparieren.

Im Anschluss nahmen sich die beiden Lügenbarone Zeit für eine Audienz. Natürlich im Haus, gut das es nicht so warm war. Wir sprachen sie auf die vielen unbeantworteten Mails und die vielen ungelösten Mängel an. Alles sei nur ein Missverständnis gewesen. Natürlich!

Natürlich habe man Mails erhalten, aber die Anhänge mit den Bildern und PDFs habe man nicht öffnen können. Nein daran seien die Herrschaften nicht schuld. Schuld sei da wohl Toves Arbeitsgeber, der das herausfiltere. Und man habe so viel andere Dinge um die Ohren gehabt. Die Schwiegermutter sei erkrankt, den Mercedes habe Lügen-Lars bei Eis und Schnee mit seinen abgefahrenen Reifen gegen ein anderes Auto gefahren und so weiter. Und Weihnachten musste auch noch gefeiert werden.

Und es war natürlich auch ein Missverständnis das kurz vor Weihnachten der Bezirksschornsteinfeger uns mit Nachdruck vor den Herrschaften warnte, als wir ihn baten nachzuschauen, ob man einen Kaminzug einbauen könne und man einen ausländischen Kaminofen so ohne dänisches Dackelzertifikat aufstellen dürfe. Irgendwie hatte der Schornsteinfeger die Idee, die Sache telefonisch mit dem Vermieter vorab zu klären. Als er Lügen-Lars anrief, sollen dessen erste Worte gewesen sein, als er hörte wer ihn da anrief: “Ich zahle gar nichts”!

So erhielten wir einen freundschaftlichen Rat, Lügen-Lars und seine Familie seien dafür bekannt, dass sie nie etwas investieren würden und auch sonst mit der Begleichung von Rechnungen Probleme hätten. Und das vollkommen gratis! Die Heizungsanlage bezeichnete er übrigens als alten Scheißdreck, der auf den Schrott gehöre. Aber leider sei das in Dänemark legal. Und da machen wir Deutschen viel Wind um die ENEV!

Was dann am 27. Dezember geschah, war schon fast ein Mysterium. Natürlich sprachen wir die Sache an. Lügen-Lars griff sofort zum Telefon und rief den armen Schornsteinfeger an. Seine ersten Worte waren, nachdem der dem Schornsteinfeger klar gemacht hatte, wer ihn anrief: “Hör her, wir haben nie miteinander telefoniert, ich weiß von nichts! Welche Nummer hast Du angerufen? Meine war das nicht”! Der arme Schornsteinfeger fühlte sich zu recht überfahren und war reichlich irritiert. Problemlösung à la Lügen-Lars. Angriff ist die beste Verteidigung!

Vor lauter Missverständnissen an diesem Tag wurde zumindest das Problem mit dem vollen Abwassertank gelöst. Am Nachmittag wurde er geleert.  Und auch das Problem mit unseren vierbeinigen Mitbewohnern wurde scheinbar gelöst. Lügen-Lars und Tove einigten sich schnell darauf, dass es bestimmt Ratten wären, die uns schon seit Wochen den Schlaf rauben. Denn die Bekämpfung der Ratten ist in Dänemark Aufgabe der Kommunen und gratis. Man zahle ja schließlich viel Steuern!  Nur gehört haben wir tagelang nichts von der Kommune.

Dafür sind dann die Mitbewohner eines Nachts in die Dunstabzugshaube in die Küche gekrabbelt und haben dort Radau gemacht. Da wir aus hygienischen Gründen keine Mitbewohner in der Küche dulden, schrieben wir wieder Mails und versuchten unser Glück zum Schluss entnervt per Telefon, als wieder die Antworten ausblieben.

Auf einmal schickte die Kommune einen Schädlingsbekämpfer. Nein es kam kein Däne, solche Drecksarbeiten überlässt man ja in Dänemark lieber Ausländern. Ein äußerst freundlicher Ire hat eine halbe Stunde den Dachboden intensiv untersucht. Ergebnis: die Abluft der Dunstabzugshaube wird nicht über das Dach nach außen geleitet, sondern endet im Dachboden. Weshalb die tierischen Mitbewohner ins Innere der Haube gelangen können. Und um die Haube herum habe er Kotspuren gefunden. Mäuse seien die Täter, keine Ratten. Nun beginnt ein Spiel, das interessant wird. Nachdem der Ire eine Mausfalle im Dachboden deponiert hatte, ging es um die Rechnung. Denn nur die Rattenbekämpfung wird über Steuern bezahlt. Mäuse nicht. Und dafür gäbe es eine Rechnung. Da es schon Freitagabend war und somit außerhalb der normalen dänischen Arbeitszeit bis 13:00 Uhr würde sein Arbeitgeber pauschal 4 Stunden in Rechnung stellen.

Wir sahen nicht ein, die Rechnung zu bezahlen, schließlich war es das Haus des Vermieters. Also baten wir den Iren um einen Anruf bei Lügen-Lars. Nachdem er ihm den Sachverhalt erklärt hatte und Lügen-Lars nun wusste das ihm 4 Stunden dänischer Arbeitslohn blühten, erfolgte folgender Satz: “Ich zahle Steuern, ich zahle gar nichts”! Das kannten wir doch schon vom Schornsteinfeger. Also hatten die beiden doch telefoniert! Alles nur ein Missverständnis. Natürlich!

Als wir nach dieser Anstrengung zu Bett gehen wollten, trauten wir unseren Augen nicht. Neben dem Kopfkissen meiner Frau schauten uns zwei runde Knopfaugen an, die dort nicht hingehörten. Einer der Dachbodenmäuse war es oben wohl zu kalt und zu langweilig geworden und hatte den Dachboden mit dem Bett meiner Frau getauscht. Nun platzte wirklich die Hutschnur! Wir schlossen die Maus im Schlafzimmer ein und überlegten uns einen Plan. Wenn es uns gelingen würde, die Maus aus dem Schlafzimmer in den Flur und von dort aus durch die Haustür ins Freie zu befördern, wäre ein Teil der Nachtruhe gesichert und der Maus das Leben geschenkt.

Also verschlossen wir alle Türen im Flur. Da die Küche keine Tür hat, bauten wir dort Barrikaden auf und öffneten die Haustür. Nun noch die Schlafzimmertür öffnen und die Maus des Raumes verweisen. Platzverweise helfen bei Mäusen mangels Kommunikationsproblemen nicht. Aber laut auf den Fußboden oder das Bett klopfen setzen eine Maus in Trab. Bis dahin lief die Sache nach Plan. Bekanntlich gibt es eine Unbekannte bei Plänen, die man nicht immer berechnen kann. Unsere Unbekannte tauchte in Form der fehlenden Verkleidung der Haustürlaibung auf. Denn genau darin verschwand die Maus. Nein draußen ist es kalt und windig. Nichts für eine dänische Maus. Viel zu unwürdig!

Das wir nun um mittlerweile halb elf nachts im Stall nach brauchbaren Brettern Ausschau halten mussten, dazu eine Säge, eine Bohrmaschine und Dübel suchen durften, das ist würdig für Ausländer. Warum die Verkleidung schon seit dem Einzug fehlte, wird nur Lügen-Lars erklären können. Eine Stunde später war die Maus im Mauerwerk gefangen. Sie kratzte nachts zwar noch hilflos vor sich hin, aber ich vermute sie hat ihren Weg auf den Dachboden durch die Innendämmung zu ihrer Familie gefunden und hyggt sich nun da oben.

Vor lauter Radaumäusen hatten wir schon fast die Heizung vergessen. Wobei vergessen fällt schwer, wenn immer wieder die Temperatur auf 14 Grad im Haus absinkt, weil die Heizungsanlage in die Störung lief. Meist war sie abends, wenn man heimkam, so hinterhältig dänisch freundlich, einem einen Abend mit dicken Jacken zu bescheren. Zum Glück half das Drücken des Störungstasters um sie zur Arbeit zu überreden. Nur warum sie ausfiel, blieb im Dunkeln des Heizungsraumes ohne Licht. In anderen Kulturen mit mehr Zivilisation wartet Mensch die Anlagen. In Dänemark zahlt man ja Steuern. Der Staat macht das schon….

Für uns war das Maß nun langsam voll. Wir informierten den Vermieter das wir die Miete mindern werden, weil Weihnachten das Haus unbewohnbar, die Isofenster nicht mehr isolieren und Mäuse nicht ins Schlafzimmer gehören und eine Heizung wärmen und nicht kühlen soll. Somit bekam er für Januar 2014 gut 120 Euro weniger, dafür dass er sich nicht um die Mängel kümmerte. Diesmal kam sogar eine Antwort: ein Einschreiben von advodan mit einer Kostenrechnung und der Androhung der Zwangsvollstreckung. Auf die Mängel ließ man sich lieber nicht ein.

Mitte Januar 2014, mittlerweile gab es Frost und Schnee, begannen die Arbeiten am Stall. Ein örtlicher Dachdecker fuhr mit einem schweren Teleskoplader tiefe Furchen in den Weg und das Grundstück. Aber nach einer Woche war das Dach dicht. Von Fenstern und Türen fehlte immer noch jede Spur. Ein Maurer versuchte das Dach zu befestigen, weil Dänen keine Ringanker kennen. Den Strom für seine Maschinen wollte er von uns haben. Gut einmal würden wir die dänische Wirtschaft schon unterstützen wollen, aber für die Zukunft wäre ein Stromaggregat eine gute Sache. Der Dänische Meister hatte einen billigen Deutschen eingestellt, “Wenn der mal krank ist, werfe ich den nach drei Tagen raus. Ein Funktionär kommt mir nicht auf den Hof”! OTon des Meisters. Auf jeden Fall lenkte der Deutsche ein, ein Aggregat wäre kein Problem. Auf die Aussage komme ich später noch zurück.

An die Nutzung des Stalls war trotzdem nicht zu denken, ein Großteil unserer Sachen stand in 4 Garagen in Deutschland, die jeden Monat ordentlich Geld kosteten.

Wir hatten die Nase voll. Voll von einem Haus, dass anstatt 89 Quadratmetern nur 72 Quadratmetern Wohnfläche hat, von Heizungsausfällen, Mäusen in der Zwischendecke die den Schlaf rauben, von Isofenstern ohne Isolierung und von Lügen-Lars und seiner Tove. Das war mittlerweile der zweite Reinfall in Sonderjylland. Und der Letzte!

Wir schrieben die Kündigung und hielten sogar die Kündigungsfrist ein. Allerdings waren wir vorgewarnt und teilten dem Vermieter mit, wir würden das Depositum lieber abwohnen. Gut das ist rechtlich nicht in Ordnung, aber den Verlust der Mietsicherheit wollten wir so nicht hinnehmen. Wir schickten die Kündigung per dänischer Post an Lügen-Lars. Antwort wie immer Fehlanzeige. Eine Woche später das ganze Prozedere dann noch mal für 100 Kronen mit Einschreiben. Antwort Fehlanzeige. Gut das man online den Empfang verfolgen kann. Obwohl eine Antwort kam. Am 22. Januar 2014, einem Mittwoch, donnerte abends um neun eine uns vollkommen unbekannte Person mit Gewalt gegen die Haustür. Er schrie er würde die Tür einschlagen und uns und unsere Habe auf die Straße werfen. Wir sollten sofort die Tür öffnen. Und den Strom im Stall anstellen!

Ganz so einfach ist die Sache auch in Dänemark nicht. Auch hier gibt es Gesetze an die Menschen sich halten müssen. Ein Gesetz ist, dass man nicht ohne Erlaubnis auf Fremden Grund und Boden herumpöbelt. Nach diesem Hinweis und der wiederholten Frage wer da draußen unsere Haustür eintreten wolle, kam die Antwort zurück, draußen stände der Kumpel des Vermieters der uns mit Gewalt auf die Straße setzen werde.

Das ging nun wirklich zu weit! Meine Frau rief die Polizei an. In der Zwischenzeit wendete sich das Blatt und Lügen-Lars Kumpel wollte auf einmal mit einem Schlüssel die Haustür öffnen, hinter der ich mit einer Stabtaschenlampe stand. Ich stemmte einen Fuß und meinen Oberkörper gegen die Tür, trotzdem konnte der Dänenkumpel einen Arm und einen Fuß durch die Tür strecken und versuchte mittels des Arms und der Wand die Tür aufzuhebeln. Ich bin wirklich kein Mensch der zu Gewalt neigt, aber ich lasse auch nicht jeden in meine Vierwände. Somit lernte Lügen-Lars Dänenkumpel nun eine gute schwere amerikanische 4-Zellen Stabtaschenlampe kennen. Nach mehreren Einschlägen auf dem Arm zog er diesen zurück, der Fuß blieb in der Tür. Ich nutzte die Gelegenheit für einen kurzen Blick durch den Türspalt. Und wen konnte ich hinter dem Dänenkumpel versteckt und geduckt erkennen? Lügen-Lars unseren Vermieter! Feige wie er war hatte er seinen Kumpel vorgeschickt!

Ich forderte den Dänenkumpel auf den Fuß aus der Tür zu nehmen, sagte ihm das er hier nichts zu suchen habe und die Sachen die man halt in solchen Momenten solchen Menschen von denen man nicht hält an den Kopf wirft. Danach beruhigte sich die Lage, wohl auch weil sein Arm höllisch schmerzte: “Lars, die haben mich geschlagen, mein Arm tut fürchterlich weh”! Irgendwie fehlte den beiden Eindringlingen ein richtiges Konzept. Die Polizei ließ auf sich warten, also schlug ich vor, dass die beiden draußen blieben und ich im Gegenzug den Druck von der Haustür nähme. Sie stimmten zu und wir warteten.  Minuten später kam kläglich ein Satz aus dem Dunkel vor der Haustür der nur von einem Dänen stammen kann: ”Es ist kalt und windig hier draußen”! Ja wollten die jetzt etwa noch einen warmen Kaffee und dänischen Plunder? Dänen, für sich und ohne Worte!

Gefühlte Stunden später kam endlich ein dänischer Streifenwagen vorgefahren. Die beiden Polizisten waren noch nicht ausgestiegen, das “textete” Lügen-Lars sie schon voll. Angriff ist die beste Verteidigung. Das kennen wir doch schon von der Sache mit dem Schornsteinfeger.

Der zweite Polizist bahnte sich einen Weg am Dänenkumpel vorbei in das Haus und hörte sich unsere Version an. Dieses Spiel setzte sich noch ein paar Mal fort. Die Polizei hörte und versuchte zu vermitteln. Aber warum Lügen-Lars und sein Vetter wie sich jetzt herausstellte, nachts aufgetaucht waren, war auch der Polizei unbekannt. Vielleicht wussten die beiden erfrorenen Dänen vor der Haustür ebenfalls nicht warum sie den Wahnsinn umgesetzt hatten.

Fazit nach über einer Stunde und der Vorlage des Mailverkehrs und der umfangreichen Dokumentationen und so weiter: Würden wir bis Ende Januar ausziehen, wozu wir das Recht bei den erheblichen Mängeln hätten, würde Lügen-Lars die Mietsicherheit ohne Murren zurückzahlen und sich nicht mehr blicken lassen.  Was wohl auch an der Rechtsbelehrung der Polizisten gegenüber Lügen-Lars gelegen haben dürfte.

Blieb noch die Sache mit den Handwerken und ihrem Stromhunger. Nachdem ich der Polizei die Sache mit dem deutschen Handwerker und dem Stromaggregat erklärt hatte, zogen die Polizisten tief nachdenklich in die Dunkelheit vor dem Haus ab und informierten Lügen-Lars und seinen Vetter mit der großen Klappe. Auch das Problem war erledigt.

Die Polizisten wünschten einen schönen Abend, einer machte zum Schluss eine markante Handbewegung in Richtung Lügen-Lars und seinem Helfershelfer: Bla Bla sollte das heißen.

So ganz schienen die Polizisten ihren dänischen Mitbürgern dann doch nicht zu trauen, weshalb sie die beiden mit Blaulicht vom Grundstück bis in den nächsten Ort geleiteten.

Das mit der Mietsicherheit war ein Wort. Allerdings eines aus einem dänischen Mund. Welchen Wert es haben sollte, lernten wir erst später kennen.

Wir hatten also noch gut acht Tage Zeit, um unsere Sachen in Sicherheit zu bringen und eine neue Unterkunft zu finden. Unzählige Fahrten mit unserem alten Volvo waren nötig, damit am 30. Januar, einem Tag vor Mietende, das Hab und Gut in die Garagen verstaut war.

Den letzten Tag der dänischen Wohnimpressionen verbrachten wir mit dem anfertigen unzähliger Bilder, wie schon beim Einzug. Was sagten doch die beiden Polizisten: “Immer schön alles dokumentieren und Beweise sichern. Die Art von Dänen kennen wir. Die kommen nach dem Auszug und beschädigten das Haus um die Kosten von den Mietern einzufordern und Geld zu machen”.

Warnungen hatten wir somit genug. Wir sind nach Deutschland zurückgekehrt. Ob meine Frau noch Lust hat, ihre Ausbildung in Dänemark zum Abschluss zu bringen, ist nach den Erfahrungen der letzten Zeit mehr als fraglich. Zudem ihr dänischer Chef dieselben Charakterzüge wie Lügen-Lars aufweist.

Heute haben wir den 20. Februar 2014. Weder haben wir einen schriftlichen Fraflyttings-Rapport von Lügen-Lars erhalten, noch ist die Mietsicherheit, immerhin 1560 Euro, auf unserem Konto eingegangen.  Also war doch alles nur Bla, Bla…..

Wir hatten schon nach dem Lügen-Lars Einbruchsversuch Kontakt mit einem dänischen Anwalt aufgenommen. Die für Dänen kostenlose Rechtshilfe in Tønder hätte mindestens ein Vierteljahr für die erste Bearbeitung benötigt. Doch Anwälte zu finden ist schwer. Meine Frau hatte eine Anwältin in Padborg gefunden, die allein für das Verfassen einer Mail mit einem saftigen Kostenvorschuss eine Woche gebraucht hat. Wir lehnten dankend ihre zwiespältige Hilfe ab.  Die Art von Dänen kannten wir schon.

Somit versuchen wir Ausländer noch immer juristische Hilfe zu erhalten, aber dieses Mal von sicherer deutscher Seite aus.

Mittlerweile konnten wir sogar Lügen-Lars Vetter mit der großen Klappe identifizieren. Er wohnt bei Ringkøbing und ist Sozialpädagoge. Und sein Name schreibt sich wie der Lügen-Lars nur mit einem u anstatt einem v am Ende. Dänen können ja mehrfach im Leben ihren Namen ändern. Manche haben triftige Gründe dafür, die von Lügen-Lars kennen wir ja nun. Gut das es Facebook gibt. Da stand übrigens auch, das Lügen-Lars ein derart dummer Däne ist, dass er in Deutschland für 20000 Euro eine gebrauchte Mercedes S-Klasse gekauft hatte. Zu dumm nur das der Hochstapler die 50000 Euro an Luxusskat und Fahrzeugabgaben nicht hat. Nun steht der edle Schrotthaufen in einer Garage und rostet vor sich hin. Dummer Däne!

Dafür hat Lügen-Lars schon eine neue Anzeige für sein lille Hus geschaltet: suche Vollidioten der mein Leben zahlt. Irgendwie muss man ja das Geld für den Mercedes zusammenraffen.

Ein neuer Versuch eines Betrügers ein Opfer zu finden

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Und nun wurde aus dem lille hus ein landejendom

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